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TRNC, ein Land das nicht existiert

Von der Staatengemeinschaft als besetzter Teil Zyperns bezeichnet, befindet sich im Norden der geteilten Insel, seit nunmehr vierzig Jahren, die Türkische Republik Nord Zypern. Auch wenn nur die Türkei das Land anerkennt und sowohl politische, wie wirtschaftliche Interessen eng miteinander verwoben sind, hat sich hier eine eigenständige, lebhafte und stolze türkisch- zypriotische Kultur verwirklichen können.


Wie einst die Kreuzritter auf ihrem Weg in Richtung Jerusalem, landen auch wir im befestigten Hafen von Gazimagusa/Ammochostos/ Famagusta. Einstmals eine der reichsten Städte der Welt, hat sie mittlerweile ihre Vormachtstellung im Inselranking gegenüber Lefkosa/ Nikosia deutlich eingebüst.


Die Bauten in der Altstadt, welche vorwiegend aus dem Mittelalter stammen, geben trotzdem einen Eindruck vom einstigen Wohlstand der Metropole. Auch die Burg von Othello, wo die Shakespearsche Geschichte verortet sein will, findet sich hier.


Unser erster Gang führt uns ganz in den Inselosten auf die Karpaz/ Karpasia Halbinsel. Hier finden wir neben viel wilder Inselwelt, unberührte Strände und hungrige Esel. Genau das richtige nach den frostigen Kilometern durch die Türkei.


Auch wenn hier manche wohlsituierte zypriotische Familie ein Landhaus pflegt, die Halbinsel wird überwiegend agraisch genutzt.


Am Goldenen Strand, dem Altin Kumsal Plaji, nisten in der Saison häufig Schildkröten. Dementsprechend bleibt die Naturschönheit, mit ihrer Dünenlandschaft, von Badegästen verschont.


Esel, Krabben und alle möglichen Echsenarten. Die Fauna wirkt vielfältig.


Auch das Andreas Kloster, wo der Apostel nach seiner Flucht aus der Levante gelandet sein soll, ist von menschlichen und eselartigen Besucher*innen überlaufen. Es wird von beiden, der auf der Insel vorherrschenden, Religionen als Pilgerort angesehen.


Wie in jedem Land der antiken griechischen und römischen Einflusssphäre, gibt es die üblichen Basiliken und Kirchen mit Fließenmosaiken und ruinös, romantischem Charme.


Im Kyrenia-, auch Besparmak Gebirge genannt, findet sich manche Zitadelle zur Verteidigung der ehemals reichen Insel und ihrer Schätze. Der Blick schweift fern auf die Karpas Halbinsel und die Buchten am Fuße des Gebirgsstocks.

Vom Kantara Kalesi arbeiten wir uns...


...zum St. Hilaron Kalesi.


Als letzte der drei Burgen, erobern wir auf einer kleinen Wanderung durch Macchiavegetation und Olivenbäume noch die, an einem Felshang klebende, Festung Buffavento.


Hinter dem Besparmak Gebirge verbirgt sich die einstmals kleine Hafenstadt Girne/ Kyrenia. Von den Byzantinern und später den Venetianern befestigt, blickt sie auf eine lage Geschichte zurück. Das erfreut auch tausende Touristen, die hier busladungsweise zum Tagesausflug angekarrt werden.


Im Hafen ankern, neben einigen Fischerbooten, noble Yachten und so mancher Hummer stirbt an einem der vielen Buffetttische.


Die auf römisch- byzantinischen Grundmauern errichtete Festung, beheimatet das berühmte Schiffsmuseum. Nach wie vor hat man von hier den besten Blick auf die Stadt und ihren Hafen.


Versteckt in einer Bucht liegt ein Weggefährte des Propheten Mohammeds begraben. Die Türbe des Flottenkommandanten Hazreti Ömer steht über dem Grab des hier, vor knapp tausendvierhundert Jahren, gefallenen Märthyrers und seiner Gefolgsleute.


Auch die Inselspitze um das Kap Korucam/ Kap Kormakitis lassen wir uns nicht entgehen. Teile davon wurden als Naturschutzgebiet erschlossen, was die einheimische Tierwelt erfreut.


Diese Region der Nordküste der Insel erscheint eher rau. Ein Grund dafür mag die zum Teil schroffe Küste, mit ihren Felsabbrüchen, sein. Hier endet das Besparmak Gebirge im Meer.

Immer wieder stoßen wir auf die Reste vergangener Zeiten. In Vuni/ Vouni residierte vor einigen tausend Jahren eine wohlsituierte Familie. Zwischen Zitronen und Olivenbäumen genoß man wohl, schon zu dieser Zeit, den unverbauten Blick aufs Mittelmeer.


In der Güzelyurt / Morfou Bucht werden die äußerst ertragreichen Olivenhaine und Unmengen von Zitrusgewächsen der Insel gepflegt. Hier findet sich manche Plantage, prall gefüllt mit Mandarinen, Orangen und Zitronen. Da im Moment gerade Saison ist, haben wir das Glück, dass uns diese vom Baum in den Mund wachsen.


Besonders gut gefällt es uns im Erdbeerdorf Yesilirmak/ Limnitis. Die Täler, um den seit knapp zehntausendjahren besiedelten Felsen im Mittelmeer, eignen sich hervorragend um ein wenig die Pausentaste zu drücken.


Bei Wanderungen durchs Hinterland scheint es uns, also ob diese Gegend auch bei ausserirdischen Invasoren besonders beliebt ist.


Vor knappen dreitausend Jahren war das Stadtkönigreich Salamis das Zentrum der Insel. Einige Erd- und Seebeben, sowie ein Tsunami später, war von der einstigen blühenden Metropole nicht mehr viel übrig.


Eigentlich wollten wir als Sachverständige für Kulturschätze unseren Teil zum Erhalt des Erbes beitragen. Leider zeigt sich nicht jede in der Truppe mit Motivation und Einsatzwillen.


So nahmen wir Gestrüpp, sowie Scherbenhaufen an und beschwerten uns nicht weiter.


Das nebenan gelegene Barnabas Kloster beherbergt die Reste der antiken Zivilisation. Auch das Grab des Inselheiligen und Schutzpatrons will hier verehrt werden.


Die Scherben aus Salamis zeigen deutlich, dass es sich hier um kulturlose Barbaren gehandelt haben muss.


Mit diesen Eindrücken kehren wir dem Norden der Insel den Rücken zu und machen uns auf den Weg in den politisch anerkannten Süden, in die Republik Zypern. Dazu muss man eine Grenze passieren und durch eine Pufferzone fahren. Eine der letzten Hürden, bevor wir das erstemal, nach fast zwei Jahren, wieder die Europäische Union betreten.

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