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Südkasachstan, ein letzter Hauch Seidenstraße

Viel von der legendären Seidenstraße scheint, im Flächenstaat Kasachstan, nicht übrig geblieben zu sein. Zu sehr haben die Horden in der Steppe gewütet und die Lehmmauern früherer Zeiten, zu Staub werden lassen. Einiges soll nun wieder auferstehen und das unerschöpfliche Potenzial der Tourismusindustrie beflügeln. So hat man gesucht was noch zu restaurieren ist und wurde mit etwas Hilfe auch fündig. Diesen Spuren, durch die Steppe entlang des mythischen Syrdarja, werden wir nun folgen.


Bevor wir uns jedoch den Händlern der Seidenstraße widmen, machen wir noch an einem heidnischen Kultplatz halt. Die Nomaden der Steppe versammelten sich gerne in Tanbaly, um ihrer Ahnen zu gedenken und kulturinteressierten Touristen eine Botschaft zu hinterlassen.


Einst blickte die Handelsstadt Taras, am Talas gelegen, auf eine glorreiche Vergangenheit.

Araberheere, Mongolen und das russische Zarenreich, machten der Stadt jedoch schwer zu schaffen. Der Seeweg nach Indien brachte den endgültigen Niedergang, welcher die Karawansereien obsolet werden ließ. Heute versucht die Stadt den Spuren des Industriezeitalters Herr zu werden. Neben brachliegenden Komplexen, entstehen neue Parks und werden Grünanlagen gepflegt. Offensichtlich wollen sich die hier Lebenden, trotz vieler Altlasten, nicht unterkriegen lassen.


Romeo und Julia werden neidisch, wenn sie die Liebesgeschichte von Karachan und seiner Geliebten Aisha Bibi hören. Zu ihrem Mausoleum pilgert man immer noch gerne, auch aus den Nachbarstaaten kommen die Sinnsuchenden hierher.


Auch Shymkent, einst russiche Garnisionsstadt und günstig zwischen den Karawanenwegen gelegen, will auf eine bedeutungsschwere Vergangenheit blicken können. Zu diesem Zweck wurde die Zitadelle erneut zum Leben erweckt. Leider mussten die Architekten dabei auf viel neues Konstruktionsmaterial zurückgreifen.


In den Parks und entlang der repräsentativen Straßenzüge wird versucht, eine Zukunft entstehen zu lassen. Viele Cafes und Restaurants, sowie manches Unterhaltungsangebot, ermöglichen den Bewohnern*innen eine angenehme Atmosphäre zu verschaffen.


Otrar wollte sich vor Dschingis Khan nicht verstecken und forderte diesen offen zum Krieg auf. Da dieser jedoch lieber Buchara belagerte, überließ er die Stadt einem seiner Generäle. Nach einem halben Jahr, schaffte es dieser die Mauern zu Fall zu bringen. Als Dank für die Standhaftigkeit der Otrarer*innen, wurde die Stadt dem Steppenboden gleich gemacht. Damit war das Kapitel einer der wichtigsten Städte entlang der Seidenstraße geschrieben.


Steppe und ihre Bewohner begleiten den Weg zum Mausoleum des Aristan Bab. Dieser war hochverehrter Korangelehrter und Lehrer, des in Turkestan beerdigten Hodscha Ahmad Yassawi.


Turkestan, das einstige Yasi, ist nicht nur bedeutende Pilgerstätte zum Grab des Ahmad Yassawi. Die Steppenvölker sahen hier lange Zeit den Mittelpunkt ihres Reiches. Mittlerweile wurde aus der einstigen Residenzstadt ein Unterhaltungspark muslimischer Prägung. Aufhänger ist, wie könnte es anders sein: Seidenstraße und der Hodschah.


Das eigentliche Mausoleum des Hodschah Yassawi stellt einen steinernen Werbeträger zwischen wollernen Jurten dar. Hier wurde den Völkern der Steppe vor Augen geführt, welch großartiger Herrscher hier das Sagen hat. Sozusagen ein Propagandawerk aus Fliesenkeramik.


Vom Weltenherrscher Timur selbst geplant, wurde hier der Ornamentschmuck erprobt, welcher sich später in seiner Hauptstadt Samarkand wiederfand. Auch wenn das Bauwerk niemals zur Vollendung gebracht und nicht alle Seiten mit Kacheln verziert wurden, die achtzehnmeter hohe Kuppel ist die Größte Zentralasiens.


Dass der Ruhm des Hodschah bis in die Jetztzeit strahlt, lässt sich vor allem dadurch nachvollziehen, dass dieser der Begründer des Sufismus ist. Er war es, der den Turkvölkern den Islam nahe und die Religion mit den Mythen der Steppe in Einklang brachte. Von Turkestan zogen die Derwische aus, um den Menschen die Worte Allahs näherzubringen.


Ausserhalb des Zentrums findet sich das eher unscheinbare Grabmahl der Tochter des Hodscha.

Hier kommt man zusammen um sich mit dem heilsamen Wasser, welches unter dem Grabmahl entspringt, zu reinigen und ihrer zu gedenken. Gawhar Ana war zwar historisch betrachtet um einiges weniger bedeutsam als ihr Vater, aber Baraka kann sie wohl nach wie vor genug spenden, um Pilgernde zufrieden zu stimmen. So herrscht auch an ihrem Grab nach wie vor ein reger Strom von Heil- und Sinnsuchenden.


Eine letzte Besonderheit der Steppenvölker finden wir am Straßenrand in der Nähe von Kyzylorda. Ehemals Hauptstadt, des damals noch jungen Kasachstan, hat man hier der Musik der Steppe ein Denkmal gesetzt. Eine Windorgel soll an den Erfinder der Kobyz, Khorkhyt erinnern. Dieser wollte sein melancholisches Lied auf ewig spielen, wurde dann jedoch vom Tod überlistet und starb.


Die Karawane schreitet voran und verschwindet langsam am Firmament. Unser Weg führt uns weiter nach Westen...


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