Zwar findet sich die für Kasachstan so typische Steppenlandschaft fast überall im Land,
das Siebenstromland jedoch scheint auch durch andere Mächte geprägt. Die Natur des riesigen und vielseitigen Landes zeigt sich durch die Ausläufer des Tien Schan Gebirges teilweise von alpinem Charakter. Durch die Nachbarschaft zu China und Kirgistan, lassen sich auch gewisse kulturelle Prägungen in hiesiger Umgebung erspüren. Die extremen klimatischen Bedingungen prägen dabei die Gegend zusätzlich. Das Siebenstromland, welches im historischen Sinne auch die Gegend um den Yssykköl miteinschloss, war stets eine Gegend diverser landschaftlicher, sowie kultureller Einflusssphären.
Für uns beginnt der Ausflug ins Siebenstromland am Charyn Canyon. Eine mittlerweile perfekt asphaltierte Straße führt zu Kasachstans Top Instagram Destination. Hier kann sich jeder ablichten, der sich einmal wie ein echter Outdoorfreak fühlen will. Natürlich eignet sich die Kulisse auch für Heiratsanträge, als Filmkulisse oder Träumereien aller Art.
Im Nationalpark hat sich eine besondere Flora und Fauna erhalten können. Unbeeindruckt von den Touristenmassen arbeiten hier Zieselpopulationen an ihren Gängen und überleben Sukkulenten bei Temperaturschwankungen von schlappen achtzig Grad, zwischen Sommer- und Winterextremen.
Auch für lauffaule Abenteuertouristen wurde vorgesorgt. Wer den Weg ins Tal oder zurück lieber motorisiert zurücklegt, kann auf einen umgerüsteten Bukhanka zurückgreifen.
Am Ende der Wanderung wartet dann der Charyn, der Fluss der dem Canyon seinen Namen gab. Hier fließt er nun fast idyllisch vor sich hin. Der perfekte Platz um den Tag ausklingen zu lassen, oder auf den Bus für die Rückfahrt zu warten.
Die eigentliche Kraft des Charyn wird uns am nächsten Tag bewusst. Auf dem Weg durch die Steppe passieren wir den Black Canyon, welcher ebenfalls vom Fluss ergraben wurde.
Auch die wunderbar gelegenen Kolsay Seeen sind mittlerweile touristisch übererschlossen. Man muss mindestens die Wanderung zum zweiten der drei Seen antreten, um sich von Schießbuden und Hotdogständen zu ursprünglicher Natur vorzuarbeiten. Hätte das Wetter mitgespielt, hätten auch wir uns eingereiht. Die Flora platt trampeln, ein Picknick am See genießen und Boote auf dem Wasser treten, ist schließlich ein einmaliges Freizeitvergnügen.
Dass wir im Städtchen Shonzhy länger verweilen werden, hatten wir eigentlich nicht geplant. Aber wenn man schonmal die Chance hat einen Schweisskurs bei einem Uiguren zu machen, bleibt man doch gerne. Regentage muss man eben nutzen. Als Belohnung für besondere Leistung, gibts dann am Abend auch einen Steppen Sonnenuntergang von besonderer Güte.
Apropos Uiguren, die haben auch in Kasachstan ihre Spuren hinterlassen. Unter anderem findet sich in Zharkent die uigurische Moschee. Diese wird hier seit hundertfünfzig Jahren von einer lebhaften Gemeinde genutzt. Auch hier ist China nicht weit und die Volksgruppe erfreut sich in Kasachstan der Freiheiten, welche sie im Nachbarland vermisst.
An einer heiligen Quelle am Straßenrand füllen wir unsere Wasserreserven auf, bevor es hinein geht in den...
... Altyn- Emel Nationalpark. Wildniss, Gazellen und jede Menge Agamen begleiten uns auf den folgenen hundertfünfzig Kilometern Wellblechpiste.
Die Natur zeigt sich dabei in allen Facetten der Steppenvegetation.
Alles nur, um endlich mal wieder eine Sanddüne zu sehen. Diese kann angeblich singen. Vielleicht grollt jedoch auch der Teufel in ihrem Inneren oder Dschingis Khan, je nach Erklärungsansatz.
Einige hundert Kilometer weiter, jedoch ebenfalls am Illi gelegen, finden wir eine buddhistische Mantrenlandschaft.
Der Blick auf den mäandernden Fluss lässt einen die Kilometer vergessen, die unser Sitzfleisch hier in Kasachstan noch meistern muss. Offensichtlich sind wir nicht die Einzigen die hier dem Götterpanthenon für eine sichere Weiterreise huldigen wollten.
Nach soviel Natur freuen wir uns über ein wenig Zivilsation. Da bietet sich die ehemalige Hauptstadt an. Nach wie vor ist diese in vielerlei Hinsicht der Hotspot des Landes. Wir gehen viel und lecker essen in Almaty. Geboten wird: Eine bunte Cafe- und Kneipenszene, gepaart mit den üblichen postsovietischen Straßenzügen. Alles recht entspannt und grün, fahrradfreundlich, hipp und trendy.
Letztlich müssen wir jedoch mal vorran kommen, deshalb heisst es bald wieder: Auf die Straße und Strecke machen.
Tolle Fotos! Wir wünschen euch weiterhin eine schöne Zeit! Grüße aus der Baha California Andrea und Michael.