Manchmal überschreitet man eine Grenze und befindet sich augenblicklich in einem anderen Kulturraum: Saläm Qazaqstan, Saläm Zentralasien!
Wir haben darauf gehofft und sehen bereits kurz hinter der Grenze, in der Schwemmebene des Wolgadelta, die ersten Kamele. Jetzt kann es also los gehen, dass Abenteuer Seidenstraße.
Die nächsten zweihundert Kilometer gestalten sich als tagesfüllenden Höllenritt. Die Kulisse birgt Ölfördertürme und einige Kamelherden, dies entschädigt allerdings nur bedingt für die teils katastrophalen Straßenverhältnissse.
Die Straße ist unumgänglich. Die vielen im Land verteilten Schreine und Wallfahrtsstätten, bieten eine gute Gelegenheit eine kurze Pause einzulegen. So ereignen sich herzliche Begegnungen und spontane Bekanntschaften am Wegesrand.
Alle sind erleichtert, als wir am Abend nach tausenden Schlaglöchern und mit maltretierten Stoßdämpfern die Erdölstadt Atyrau erreichen. In der Nähe des Kaspischen Meeres gelegen, verströmt sie einen bunten und geschäftigen Eindruck.
Wir folgen den berühmten kasachischen Reiterhorden und hoffen auf mehr Steppe im kasachischen Tiefland. Die Dimensionen des Landes sind immens. Endlose Graslandschaften, Kamel- und Pferdeherden, einige Salzpfannen und viel Himmel sind auf den nächsten Kilometern unsere ständigen Begleiter.
Auch die Steppe kennt Frühlingsgefühle, obwohl der Übergang zum Sommer, dank Kontinentalklima, besonders kurz ist.
Offensichtlich ist die Steppe auch Heimat besonders vieler Echsenarten.
Natürlich haben diese Echsen auch Fressfeinde und benötigen den ein oder anderen wohlgenährten Käfer, um sich am Leben zu halten.
Viehwirtschaft mal anders: Hier werden mit dem Pick- up die Kamele zusammen getrieben.
Eigentlich wollten wir direkt nach Usbekistan weiter, entscheiden uns dann allerdings doch für den kleinen Umweg über die Halbinsel Mangyschlak. Wenn man schon mal hier ist...
Angeblich soll die Gegend einst Meeresboden gewesen sein. Dabei ist es hier doch so trocken. Ausserdem, wo sind denn all die Meeresbewohner hin?
Der Name Mangyschlak soll der Überlieferung nach in einem alten Dialekt soviel bedeuten wie: "Ort der vielen Siedlungen". Diese hatten die hier nomadisch lebenden Vorfahren zumeist in Auls, also Jurtensiedlungen.
Der Sherkala oder Löwenfestung genannte Kreidemonolyth, erinnert die Einheimischen an eine solche Jurte. Der Kraftort soll eine besondere Energie besitzen. Der Legende nach soll ein Enkel von Dschingis Khan eine Festung auf dem Bergrücken gehabt haben.
Wo spezielle Energien fließen, lassen sich auch Steppenvölker gerne beerdigen. Davon zeugen die vielen historischen Nekropolen im staubigen Boden. Hier bauten die, ihr Leben lang nomadisch lebenden, Mangyschlak Bewohner*innen ihren Toten steineren Häuser. So soll das Erinnern, an die ehemals an der Seidenstraßen Lebenden, die Ewigkeit überdauern.
Ein letzter Stop in der charmanten Grenzstadt Beineu um die Vorräte aufzustocken, dann geht es schon ins nächste Land.
Auch wenn die Fahrt durch Kasachstan eher eindrücklich als aufregend war, kann man auf diesen fast zweitausend Kilometern sicherlich von einem besonderes Erlebnis sprechen.
Welch tolle, informative Beiträge mit wunderbaren Fotos!
Astrachan - Atyrau.....die Hölle, immer noch! Viel Spaß noch auf Usbekistans Straßen 😃
LG Janet und Robert