Nachdem die Küste für ein wenig Frischluft zum Atmen gesorgt hatte, gings wieder weiter gen Osten. Durchs wildromantische, weil unberührt wirkende bosnische Hinterland, führte der weitere Weg. Es sollte ein beschwerlicher werden. Nicht nur, dass uns nachts Temperaturen unter -10 erwarteten. Nein, Schneetreiben und Hagel machten die Weiterfahrt nicht unbedingt angenehmer.
Da war leider auch jeweils nur kurz Zeit um die Sights am Wegesrand anzufahren. So ging es eher zügig durch Stolac, mit seinem berühmten Bogumilen Friedhof, welches wir zum Glück 2017 bereits ausführlich erkundet hatten.
Der weitere Weg führte tiefer in die Schluchten des Balkan und mitten durch den Sujetska Nationalpark an der Grenze zu Montenegro. Partisanendenkmäler und sozialistisch- jugoslawische Einheitsferienbauten, zeugten auch hier von einer regen Sommertätigkeit.
Zum Wandern und genießen der wunderschönene Natur, drängt sich dieses Stück Erde geradezu auf.
Man vergisst dabei schnell komplizierte Kompromisslösungen, welche der Daytoner Friedensvertrag diesem Flecken an Organisationstalent abverlangt. Wie soll sich ein vom Krieg ausgeblutetes Land erholen, wenn es nicht einmal auf eine stabile Regierung bauen kann? Ständig wechselnde Machtverhältnisse und Ränkespiele erschweren den Aufbau zusehends.
Festgefahrene Positionen im Verständnis der Regierenden, Unzufriedenheiten und Bevorteilung lassen den nächsten Konflikt bereits erahnen. Also schnell weiter auf der Straße, durch die Republik Srpska, innerhalb der Bosnisch- Herzegowinischen Föderal Republik.
Das Etappenziel an diesem Tag sollte Visegrad mit seiner Brücke über die Drina, welcher wir die letzten Kilometer gefolgt waren, sein. Visegrad und seine Geschichte, die sich unmittelbar um und an der Brücke abspielt, wurde wohl am Besten von Ivo Andric in seinem gleichnamigen Roman beschrieben. Inspiration gaben ihm wohl die Jahre, die er in Sichtweite, sozusagen auf der Brücke, in einem kleinen Haus an deren Aufgang lebte.
Am nächsten Tag kämpften wir uns durchs Schneetreiben weiter durchs serbische Outback nach Nis. Bedingt durch einen langen Fahrtag, ließen wir uns nur noch die Fußgänger Zone hoch und runter treiben und spielten ein wenig Fußball in der Parkanlage, der alles dominierenden alten Festung.
Die Nacht verbrachten wir letzlich auch vor den Festungsmauern mit Blick auf den Fluss und genossen die kühle Frische des serbischen Winters. Am nächsten Tag sollte es früh weiter gehen Richtung Türkei und damit endlich nach Asien. Zuvor warteten jedoch noch bulgarische Autobahnen und erneut viele Kilometer Asphalt auf uns. Ein hoch auf Hörbücher und die kleinen Unterhaltungen am Wegesrand, die so einen Fahrtag schnell vorbeiziehen lassen.
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