Nur einen Katzensprung ist es vom hügeligen Alpenvorland des Kosovo, ins Valbona Tal und in die Nationalparks des albanischen Nordens. Dementsprechend freuen wir uns, hier einige Tage in der atemberaubenden Natur verbringen zu können.
Eine sauber geteerte Straße führt Besucher seit der Zeit der Diktatur ins Valbona Tal. Einst erfreute sich der Parteikader an frischer Luft und dem Blick in die Berge. Heute findet hier der internationale Wandertourismus statt. Vorbei an der alten Mühle und den obligatorischen albanischen Bunkern, geht es immer tiefer ins Tal hinein.
Wir finden einen netten Platz neben der Valbona, einem türkisschimmernden Gebirgsfluss, mit Blick über Weiden, auf das atemberaubende Panorama.
Im Nachbarort Lomi gibt es einige verlassene Gehöfte. Wer kann, funktioniert diese zu Gästehäusern um, dass funktioniert jedoch nicht immer und natürlich ist die Saison hier oben auch relativ kurz.
Entlang des Peaks of the Balkans, geht es immer den Hang hinauf. In Rragam bietet sich die letzte Pause an, bevor man den Pass erklimmt und sich das Tal von Teth vor einem ausbreitet.
Wer denkt, dass hier oben die Natur nur Schönheit bietet, der sei gewarnt. Wir finden Skorpione, Skolopender und einige Schlangen. Wölfe und Bären sind offensichtlich genügend Scheu und scheinen genug Platz zu haben. Auch häufige und unvorhersehbare Wetterumschwünge machen uns etwas zu schaffen.
Ein kurzer Abstecher führt uns ins Tal von Kukaj. Auch ohne Gipfelglück haben wir Spaß in der Natur und genießen die erholsame Zeit.
Wir fahren einen kleinen Bogen, um auch das Auto ins Tal des Shala zu bekommen. Auf dem Weg passieren wir die Grablege Skanderbegs in Lezhe, heute eine Gedenkstätte nationalen Ranges. In der Nähe gönnen wir uns abermals Ferien auf dem Bauernhof, um dann auch Shkoder, die Stadt am gleichnamigen See, zu passieren.
Alle Wege führen nach Rom- dieser nicht! Die Ura e Mesit führte einst als wichtige Verbingungsachse in die Albanischen Alpen und wurde dementsprechend, besonders solide und langlebig gebaut. Heute fristet sie ein Randdasein, wurde in jüngster Zeit jedoch als touristische Attraktion wiederentdeckt.
Die Mutter des ungebändigten Wandermassentourismus und ungeschlagene Königin der Berge ist Theth. Hier begann vor Jahren, was heute schon seine Schattenseiten präsentiert: Die boomende Tourismusindustrie in den Albanischen Alpen. Das Enge Tal ist mittlerweile komplett parzelliert und unter Einheimischen und vom Tourismus Profitierenden gänzlich aufgeteilt.
Typisch für das archaische Albanien ist nicht nur der Katholizismus, sondern auch die Blutrache. Dementsprechend finden sich Vertreter beider Institutionen im beschaulichen Dorf.
Heute eher Folklore, war dies in früheren Zeiten Mittel zur Regulierung des Zusammenlebens. Alles wurde durch die Gesetze des Kanun geregelt, einem Jahrhunderte alten Brauchtum und Regelwerk. Dementsprechend stolz ist die hiesige Familie auf einen der letzten Türme Albaniens. In diesen konnten sich die Geächteten flüchten, bevor ihnen der Prozes gemacht wurde.
Theth kann über zwei Routen erreicht werden. Beide schließen unzählige Kurven, ein wenig fahrerisches Könnnen und Sitzfleisch mit ein. Bis vor kurzem waren diese Straßen nicht ganzjährig befahrbar, was bedeutete, dass die im Tal Wohnenden im Winter abgeschlossen lebten. Wer es jedoch hierher schafft, der wird mit einem kleinen Wanderparadies belohnt.
Wer die wilden, unberührten Schluchten des Balkans hier in Albanien vermutet, der wird möglicherweise enttäuscht sein. Längst ist das Land in eine funktionierende touristische Infrastruktur eingebettet. Nach wie vor finden sich jedoch, etwas versteckt, unberührtere Flecken des ursprünglichen Landes.
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