Willkommen zurück in Albanien, lange haben wir uns darauf gefreut, dieses gebirgige und wilde Balkanland erneut bereisen zu dürfen. Endlich nach sieben Jahren, schaffen wir es, uns persönlich von den großen und kleinen Veränderungen zu überzeugen, welche dieses Land in der Zwischenzeit durchlebt hat.
Unsere ersten Schritte wagen wir in der Region um die Stadt Gjirokaster. Einst ein regionales Zentrum und zwischenzeitlich Hauptstadt des albanischen Staates, wurde es bereits in der Zeit der Diktatur unter Enver Hoxha, zur Museumstadt erklärt. Die Stadt liegt im Tal des Drin und schmiegt sich an eine Hügelkette des albanischen Hinterlandes.
Am Morgen, in Nebel gehüllt und bevor die Touristen die Stadt erobern, wirken die Gassen noch mystisch und verträumt.
Von der alles dominierenden Burg aus, hat man wie immer den besten Blick auf die Altstadtgassen um den alten Bazaar. Dieser hat sich mittlerweile zur Flanier- und Shoppingmeile gewandelt und bildet nicht mehr, wie in früheren Zeiten, das merkantile Zentrum der Stadt.
Bei unserem letzten Besuch, wirkte der Bazaar sehr vom Zahn der Zeit geplagt. Diese Patina wurde mittlerweile, dank Horden zahlender Touristen, ordentlich aufgehübscht und leider auch geglättet.
Albanien, mit seinen vielen Schluchten und Flussläufen, ist ein Land der Brücken. Hier haben sich noch ettliche osmanische Bogenbrücken erhalten können. Diese finden sich in verschiedensten Zuständen am Wegesrand. In einer Schlucht am Rande des Stadtgewimmels, findet sich die Ura Ali Pashe, welche in vierzig Metern Höhe, einst Teil eines Aquädukts war.
Im Nachbarort war die Ura e Kordhoces, einst die bedeutenste Brücke um das Drino Tal zu durchqueren. Heute wird sie nur noch zu landwirtschaftlichen Zwecken oder als Weg zur Viehweide genutzt.
Wer Albanien bereist, kommt nicht an Enver Hoxha vorbei. Der paranoide Diktator, prägte das Land über vier Jahrzehnte. In dieser Zeit, überzog dieser das ganze Land mit einer Unmenge an Bunker- und Selbstverteidigungsanlagen. Ein Klassiker in der albanischen Landschaft, sind die allseits vorhandenen Pillbox- Bunker. Diese prägen das landschaftliche Bild auf endemische Weise. Zur Zeit ihrer Errichtung, verschlang die Baubranche eine Unmenge an Material und belastete die heimische Wirtschaft enorm. Man schätzt, dass ungefähr eine viertel Million solcher Bunkeranlagen in der Landschaft verstreut liegen. Heutzutage versucht man die wertlos gewordenen Altlasten auf verschiedenste Weise umzufunktionieren.
Mancher Großbunker, welcher der damaligen Nomenklatura im Falle eines atomaren Erstschlags als Schutzmöglichkeit dienen sollte, wurde zum Museum umgewandelt.
Von der planmäßig geordneten Kleinstadt Permet aus, begeben wir uns in den größten Nationalpark Albaniens.
Das offizielle Logo des Bredhi i Hotoves- Dangelli Nationalpark, ist natürlich eine Brücke. Die Ura e Kadiut, nimmt uns mit heißen Quellen und einer dramatischen Canyonlandschaft in Empfang.
Neben viel Badespaß, erfreuen wir uns vor allem an der ungebändigten und vielfältigen Natur im Nationalpark.
Ein paar Straßenkilometer weiter, wieder auf dem Weg zur grieschich- albanischen Grenze, empfängt uns dann nochmals die Vjosa Flusslandschaft in ihrer vollen Panorama Pracht.
Die Vjosa ist der letzte große und ungebändigte Fluss Europas, höchste Zeit dies zu ändern. Als am Rheinwohnende wissen wir, wie man Wehre baut und Flüsse begradigt.
Dann kommen wir auch schon in Tepelene an, dem Geburtsort von Ali Pashe. Dem Löwen von Ioannina wurde am Ortseingang ein Denkmal gesetzt. In lässiger Pose, hält er hier nach wie vor Hof. Dass der osmanische Pascha, welcher über einen Großteil Griechenlands, Südalbaniens und Nordmakedoniens Gewalt ausübte, stets seinen eigenen Kopf hatte und der Hohen Pforte in Instanbul gerne die Stirn bot, gefällt Hiesigen wohl besonders.
Dass Griechenland diesen Teil Albaniens gerne in seinen Staat integriert sähe und als historischen Teil Nordepirus betrachtet, verstehen wir mittlerweile auch. Diese Gegend muss einfach gefallen und fasziniert jeden. Uns zieht es leider weiter ins Zentrum Albaniens...
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