Auf den ersten Blick wirkt eine Oase wie eine große und einheitliche Nutzfläche, dass Gegenteil ist jedoch der Fall. Eigentlich befinden sich hier viele kleine und größere, aneinandergereihte Parzellen, welche früher von der Familie oder der Dorfgemeinschaft bewirtschaftet wurden. Es Bedarf wie immer in der Landwirtschaft viel Pflege und Organisation, um einen guten Ertrag zu erhalten. Bei der Dattelpalme beginnt das Erntejahr bereits im Winter.
Als Erstes werden unnötige Wedel entfernt und die Blütenstränge ausgedünnt. Die Palmenkrone bekommt ihre Pflege und die späteren Datteln dadurch genügend Sonnenlicht.
Im Anschluss daran wird der weibliche Dattelstrung mit Samen befruchtet. Wo man früher auf Wind und die Arbeit von Insekten gesetzt hat, baut man heute auf Handarbeit.
Jeder Arbeitsschritt wird von einem Spezialisten durchgeführt. Auch das Wassermanagement muss wohl überlegt sein, damit jede Palme ihren Anteil des kostbaren Nass erhält.
Die Oasenwirtschaft scheint fest in pakistanischer, besser gesagt in belutschischer Hand. Die Gastarbeiter bilden eine eingeschworene Gemeinschaft. Zwar sind vom Bewässerungsingenieur, über den Kanalreiniger, die Baumpfleger und dem Vorarbeiter alle aus Pakistan, die Besitzurkunde hat jedoch, wie immer auf der arabischen Halbinsel, selbstverständlich ein*e Emirati in der Hand.
Eine Tatsache hat sich für uns bis zum Schluss nicht erschlossen:
Warum ist es lebensbedrohlich, wenn man als Tourist die Dattelpalmen berührt oder sich an die Oasenmauer anlehnt; wo doch ein Großteil der Plantagenarbeiter inmitten der Planzen arbeiten, kochen, waschen und schlafen? Dass muss wieder einmal ein Symptom unserer Wohlstandskultur sein.
Datteln und anderes Grün, sowie die überlebenswichtigen Quellen, waren schon immer begehrtes Gut. Diese wurden seit altersher geschützt. Das kann in Al Ain an jeder Ecke nachvollzogen werden. Manches Fort ist heute Museum, andere werden als Kulturzentrum genutzt.
Damit man sich nicht nur mit langweiliger Oasenwirtschaft herumschlagen muss, bietet die Stadt jeden Samstag einen Markt mit allem erdenklichem Unterhaltungsprogramm, um Bewohner*innen und Besucher*innen bei Laune zu halten.
Am Wochenende pflegt man es auch in Al Ain einen Spaziergang zu unternehmen.
Residieren wie ein Scheich? Im Al Ain Palace Museum kann man erfahren, wie man vor knapp hundert Jahren diplomatische Geschäfte mit Dattelgeschmack und Qawa abwickelte.
Abseits der touristischen Hotspots haben sich, im Schatten des Jabal Hafeet, die Reste der vor viertausend Jahren hier lebenden Kultur erhalten können.
Nun lassen wir aber endgültig Datteln und Oasen hinter uns und fahren wieder in die Wüste. Leider werden es auch die letzten Tage auf der arabischen Halbinsel sein, bevor der erbarmungslos heiße Sommer losgeht...
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