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Glitzerwelt Dubai

Viel hat man schon über Dubai gelesen. Gutes wie schlechtes, faszinierendes wie abstoßendes. Dubai präsentiert sich denen, die sich den Traum im Wüstensand leisten können, als Mekka des ungebändigten Kapitalismus. Jedoch stolpert man auch immer wieder über die fragwürdigen Beschäftigungsverhältnisse und Lebenssituationen der Gastarbeiter*innen, welche die Marke Dubai am Laufen halten und sie mit einfachen Putzlappen auf Hochglanz polieren müssen.


Dubai ist nicht nur Urlaubsdestination, sondern auch einer der Dreh- und Angelpunkte des weltweiten Handels. Am historischen Dubai Creek werden, wie vor zweihundert Jahren, Dhaus beladen, um ihre Fracht in alle Himmelsrichtungen zu transportieren. Hier ist die Keimzelle der Metropole. Hier findet man noch ein wenig des historischen Flairs und der arabischen Lebenswelt, welche sich rund um die Souqs und auf dem Wasser abspielt.


In den Stadtteilen Al Fahidi und Al Seef, hat der Herrscher Clan ent-stehen lassen, was als historisch interpretiert werden soll. Beton und nächtliche Illuminationen, verweisen jedoch auf das wahre Alter einiger Gebäude. Wahrscheinlich stellt die Telefonzelle, welche wir fanden, den wirklich historischen Teil des Viertels dar.


Überall in Dubai wird gebaut und erweitert. Es scheint, dass die Bauwut keine Grenzen kennt.

Der Burj Khalifa ist da wohl eines der prominentesten Beispiele. Das höchste bewohnte Gebäude der Welt steht, umgeben von einer der größten Malls der Welt, an einem künstlichen See mit einer der größten Fontänenanlagen der Welt. Erbaut wurde das alles, von den am geringsten bezahlten Bauarbeitern der Welt, welche zwischen vier und acht Dollar am Tag erhielten, um in sechshundert Metern Höhe und bei fünfzig Grad Lufttemperatur, den Beton für das Projekt zu gießen.


Alles findet hier im und mit dem Auto statt. Niemals müsste ein Emirati*in das Auto verlassen. Dumm nur, dass viele der Gastarbeiter*innen gar kein Vehikel besitzen. Von einer Klimaneutralität sind die ölproduzierenden Emirate weit entfernt. Stattdessen setzt man auf PS- Boliden, durchgängig laufende Airconditionings, Aquaparks in der Wüste und Skihallen in Megamalls. Positiv erwähnt werden kann da höchstens, dass der Liter Sprit, mit über einem Euro, im Vergleich zu den Nachbarländern relativ teuer ist.


Wie es hier in wenigen Jahrzehnten aussehen mag kann man sich vorstellen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Großteil der Metropole auf Meeresniveau gebaut wurde. Da braucht man nicht ins Museum der Zukunft zu gehen um herauszufinden, was geschehen wird. Natürlich gibt es auch den ein oder anderen, perfekt gesiebten, Strand am Persischen Golf. Das Wasser ist tropisch warm, wodurch der abkühlende Effekt leider gänzlich entfällt.


Die UAE gelten als eines der sichersten Länder der Erde. Der Preis dafür ist jedoch eine heftige Überregulierung des Alltagslebens und drakonische Strafen. Die Gesetzgebung orientiert sich dabei größtenteils an der Scharia, dem islamischen Rechtssystem. Das schließt sowohl die Todesstrafe für bestimmte Vergehen, als auch ein rigoroses Vorgehen gegen gleichgeschlechtliche Liebe mit ein. Da kann man froh sein, wenn alles passend beschildert ist und man sich im Gesetzesdschungel zurecht findet.


Auch der Barde Jimi H. wusste:

"Castles made of sand" sind vergänglich. Das Megabauprojekt The Palm Jabal Ali scheint im Meer zu versinken. Heute interessieren sich nur noch die Kitesurfer für das Milliarden schwere Projekt, welches im Süden der Metropole sich selbst übertreffen sollte und sich nun, stattdessen, sich selbst überlassen sieht.


Benz Stern Appartment oder sieben Sterne Luxussuite?

Acht Quadratmeter vs. achthundert Quadratmeter?

Polizeigrün oder blütenweiß?

Freiheit vs. goldener Käfig?

Uns fällt die Entscheidung sehr leicht.


Bis zum Schluss ist nicht ganz klar, ob Dubai nun eine Stadt der Zukunft oder ein Dinosaurier der Vergangenheit ist. Der immense Ressourcenhunger der Metropole, erscheint eher einer aussterbenden Spezies zu gleichen. Dass die Marke Dubai tatsächlich wirtschaftlich rentabel sein soll, können wir uns nur schwer vorstellen. Zu krass erscheinen uns die Unsummen an Petrodollar, welche im heißen Wüstensand vergraben wurden.

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