Wir nehmen den Strang der Weihrauchroute gen Jeddah und erreichen als Erstes die Stadt Zahran Al Janub. Der historische Altstadtkern liegt an den bewirtschafteten Oasengärten. Hier wirken die eng aneinander liegenden Wohnbauten wie ein einziger, trutziger Gebäudekomplex.
Einen herzlichen Empfang, wie bisher überall im Süden, bereitet man uns auch hier.
Das als hängende Dorf bezeichnete Al Halbala, erreichte man vor der Installation einer Seilbahn nur mittels Strickleitern. Hier hatten sich die Bewohner verschanzt, um sich vor kriegerischen Nachbarn zu schützen. Da hilft es, wenn man das richtige Fahrzeug hat, um sich in unebenem Terrain fortbewegen zu können. Der Blick in die Tiefebene war, vor allem am nächsten Morgen, eine wahre Augenweide.
Bedingt dadurch, dass wir uns weiterhin in nächster Nähe zur jemenitischen Grenze bewegen, zeigen sich uns einige Besonderheiten dieses speziellen Teils der arabischen Kultur.
Aufgeteilt in verschiedenes Stammesland, werden die terrassierten Felder wie vor Jahrhunderten bewirtschaftet. Probleme und Streitigkeiten innerhalb der Familienclans, werden nicht weniger archaisch gelöst. Die Architektur hat sich an die Begebenheiten angepasst. So sollen die horizontalen Schieferreihen an den Wohnhäusern das Wasser davon abhalten, den Lehmverputz zu schnell abzuspülen.
Auch wenn es die abweisenden Lehmfassaden nicht vermuten lassen, gleichen die Innenräume zunehmend einem psychedelischen Farbenrausch.
Eines der urbanen Zentren der Gegend, bildet die Stadt Abha. In der Umgbung wurden einige Schutzgebiete und Nationalparks eingerichtet. Auch wenn die Natur atemberaubend ist, können wir leider nur einen kleinen Teil davon genießen. Bedingt durch die Winterpause, ist der Nationalpark geschlossen.
Endlich begegen uns auch die lang ersehnten, wilden Pavianhorden. Mittlerweile werden sie vom saudischen Staat bekämpft, da sich ihr natürlicher Feind, der arabische Leopard, vom Aussterben bedroht sieht. Unsere nächsten Verwandten, werden dementsprechend mit Giftködern und Patronen in ihrer Anzahl dezimiert.
Häufig im Nebel liegt, dass als Gingerbread- village bezeichnete, Rijal Alma. Mittlerweile wird es von Abha gerne als Tagesausflug angesteuert. Das touristische Potenzial wurde erkannt und man bemüht sich, das Dorf ins Unesco Welterbe eingetragen zu bekommen. Bis das passiert ist, wird das Städtchen gerne von Pavianhorden bevölkert und auch eine seltene arabische Kobra schleicht uns über den Weg.
Mittlerweile werden die, früher stets kampfbereiten, Flowermen als touristisches Highlight angepriesen. Noch vor wenigen Jahren trauten sich Fremde nur in Begleitung einer Polizeieskorte in diese Gegend. In Rijal Alma wird jährlich die Kultur, der vom Jemen abstammenden Volksgruppe, gefeiert. Heutzutage zeigen sich auch Inlandstouristen in dieser Gegend, gerne mit der Blütenpracht in den Haaren.
Nicht nur Kaffee wird an den Hängen angebaut. Die hier Lebenden, haben vom saudischen Staat das Exklusivrecht auf den Anbau von Rauschmitteln. Die stark von Jemen beeinflussten Kulturen des Asir, dürfen einzigartig in der rauschfreien Gesellschaft Saudi Arabiens, Khat konsumieren. Als Teil der jemenitischen Alltagskultur ist der Konsum des berauschenden Strauches fester Bestandteil in deren Miteinander und deshalb Ruin vieler Familien. Mohammed hält davon wenig, er bringt Touristen jedoch gerne seine Kultur nahe und verdient damit ein kleines Zubrot.
Die Hänge des Tihama- Gebirges wirken tropisch, dementsprechend zeigt sich auch Flora und Fauna besonders üppig. Tatsächlich passiert es dann auch und wir erleben nach neun Monaten, die ersten Regentropfen auf unserer ausgebrannten Haut.
In der Nähe von Al Baha befinden wir uns schon wieder in einer eher kargen und ariden vom Wüstenklima bestimmten Region. Rund um das Reservat des Jabal Shada hoffen wir in unberührter Natur darauf, Hyänen und den arabischen Leopard zu treffen. Letztlich müssen wir uns jedoch mit Affenhorden und Eidechsen begnügen.
Thee Ain wartet darauf von den Touristenmassen plattgetreten zu werden. Am weißen Marmor Berg erbaut, zeigt sich die Anlage nur am Wochenende wirklich bevölkert. Dann trauen sich auch die Einheimischen in das gespenstisch anmutende, weil museal verwaiste, Dorf. In der Oase gedeihen neben Datteln auch Bananen, Paprika und natürlich alle möglichen orientalischen Küchenkräuter.
Al Baha ist uns nur ein kleiner Stop zum Shoppen wert. Die Provinzhauptstadt hat einen tollen Spielplatz und wird offensichtlich auch von Locals gerne zum Einkaufen genutzt.
Plötzlich befinden wir uns auch wieder in der Provinz Mekka. Die Landschaft entspricht erneut dem typischen Bild der arabischen Steinwüsten.
In Taif gönnen wir uns eine Auszeit im Werkstattviertel. Wir freuen uns darüber die Kupplungsscheibe erneuern zu lassen und dürfen dazu mit dem Taxi nach Jeddah, um die passenden Teile zu organisieren. Frei nach dem Motto: Keine Reise ohne Hürden. Schlussendlich schafft es das überaus herzliche und bemühte pakistanische Werkstattteam um Zaib jedoch, den Bus wieder ins Rollen zu bringen. Darüber sind wir ihnen sehr dankbar! Besondere Grüße gehen hierbei auch an Habib, dessen Hilfe Gold wert war.
Mit einigen letzten spektakulären Kurven, verabschieden wir uns vom Asir Gebirge. Wir fahren vorbei an Mekka, in Richtung der tropisch warmen Küstenebene. Unser Ziel ist die "Perle am Roten Meer", Jeddah.
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