Was Petra für Jordanien ist, ist Hegra für Saudi Arabien. Nicht nur, dass die wichtigste Ausgrabungsstätte des Landes in spektakulärer Landschaft liegt, sie war das politische Zentrum des Südreiches der legendären Nabatäer. Jenem Volk, welches die Handelswege der arabischen Halbinsel dominierte und damals den sagenhaften Reichtum der Weihrauchstraße abschöpfte. Jenen Reichtum, der Arabien in den antiken Quellen zum "Arabia felix", zum glücklichen Arabien, werden ließ.
Über hundert, in den weichen Sandstein getriebene, Tempelanlagen umfasst das Areal. Es sind die Grabanlagen der oberen nabatäischen Gesellschaftsschicht, welche heutzutage begutachtet werden können. Bedingt durch die herausragende Rolle und den guten Erhaltungszustand, war es dann auch einfach, die Stätte ins Welterbe aufnehmen zu lassen.
Die eigentlich Siedlung, in welcher sich die lebendigen Nabatäer aufhielten bevor sie ins Reich der Toten übergingen, ist längst vom Wüstensand verschluckt. Bedingt durch die unbeständige Bauweise, ging das Baumaterial in seinen Rohzustand über und lässt sich heute nur noch mit Mühe rekonstruieren.
In der näheren Umgebung gefällt es uns besonders gut. Hier kann man, versteckt vor den Touristenmassen, die wilde und ursprüngliche Landschaft auf sich wirken lassen. Der permanent am weichen Sandstein nagende Wind, lässt dabei bizarre Formen entstehen.
Die Oase Al Ula versorgt uns mit dem Nötigsten während unserer Zeit hier in der Wüste. Mittlerweile bildet sie das Herz der Provinz und kann dabei auf eine mindestens viertausendjährige Besiedlungsgeschichte zurückblicken. Die Ruinen von Dadan und die Petroglyphen, welche uns die Vorfahren hinterließen, sind Zeugen dieser Zeit.
Neben bronzezeitlichen Tempeln, den Nabatäern und den südlichsten Spuren der Römer auf der arabischen Halbinsel, sind es heutzutage vor allem die jüngeren, arabisch geprägten Lehmbauten, die den Siedlungskern bestimmen. Diese werden teilweise restauriert und sollen in Zukunft die erwarteten Touristenmassen beglücken.
Darauf, dass Al Ula auch für die Hejaz Bahn auf ihrem Weg nach Al Madinah ein wichtiger Stop war, weisen nur noch vereinzelte Relikte hin. Bereits zu Baubeginn war die Bahn recht unbeliebt. So wurde sie mehrfach zum Ziel von Sprengstoffattentaten der Beduinen. Diese witterten in ihr, zu Recht, eine ernsthafte Gefahr für ihren Karawananhandel. Auch der berühmte Laurence von Arabien, holte hier den ein oder anderen Güterzug vom Gleis.
Wir nehmen lieber unseren Bus und fahren mit einigen letzten Eindrücken der spektakulären Landschaft immer gen Osten.
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