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Zum ersten, zum zweiten, zum... Georgien!

Man sieht sich immer zweimal im Leben. Warum sind wir dann schon das dritte mal in Georgien? Nach zwanzigdreizehn und -achtzehn, verschlägt es uns nun auch auf dieser Reise ins Land am Kaukasus. Nur warum denn dieses Mal schon wieder? Eigentlich wollten wir doch weiter auf der Seidenstraße gen Osten, nun bewegen wir uns jedoch beständig nach Norden.

Der Grund dafür, man mag es kaum glauben: Covid. Immer noch wirft der Virus seine Schatten voraus und so manches Land entlang der Seidenstraße, nutzt dies um seine Grenzen weiterhin dicht zu halten. Wir wissen ja mittlerweile: Viren können imaginäre Linien, die auf Landkarten gezogen wurden, nicht passieren. Genausowenig wie unser Bus, der bleibt nämlich als Folge autoritärer Ränkespiele, auch außerhalb Azerbaidschans und Turkmenistans. Folglich bleibt auch uns die Weiterfahrt in die Stan- Länder versagt. Pech gehabt, wir haben lange gehofft und müssen nun Umwege finden. Deshalb verbringen wir also den Sommer in Armenien und Georgien, hätte schlimmer kommen können!


Tiblisi die Hauptstadt Georgiens hat sich in den letzten zehn Jahren krass verändert.

Überall wird gebaut, saniert, erneuert. Hostels und Hotels schießen wie Pilze aus dem Boden. Restaurants kommen und gehen wie die Jahreszeiten. Wo gestern noch eine sozialistische Bauruine vor sich hin gammelte und von Efeu überwuchert wurde, befindet sich heute ein creativ- work- place für Hipster aus aller Welt. Georgien lockt mit null Prozent Steuern, gutem Internet und einer gewissen Goldgräberstimmung. Die Gentrifizierung schlägt dementsprechend mit voller Härte zu und im Altstadtviertel, unterhalb der persischen Narikala Festung, lässt sich kaum noch wirklich historische Bausubstanz ausmachen. Die Touristen scheinen sich daran wenig zu stören. Zu nett wirken die kleinen Gässchen mit ihren Cafes und Restaurants, als dass man sich über die Nöte alteingesessener, in der Hauptstadt lebender, die ihre Miete nicht mehr bezahlen können, Sorgen machen will.

Doch Tiblisi kennt den Wandel der Zeit zu gut. Viele Herrschende und Mächte, haben sich in der wechselvollen Geschichte bereits um die jetzige Hauptstadt Georgiens gestritten. Stets ging dies mit Veränderungen einher. Jede Ideologie wollte ihre Spuren hinterlassen und so zeigt sich die Stadt seit jeher, als ein bunter Mix der Kulturen.


Von Tiblisi aus geht es vorbei an der ehemaligen Hauptstadt Mzcheta, immer gen Norden Richtung Kaukasus auf der legendären Heerstraße.


Wenn man die Annanuri Festung passiert hat, geht es tief hinein in die kaukasische Bergwelt.


Heutzutage kann man mit wenig Mühen den berüchtigten Jvari Pass erklimmen. Längst ist die Strecke zur Haupthandelsroute des Landes avanciert. Wo früher einige Esel und Pferde auf rutschigen, im Winter nicht passierbaren, Trampelpfaden unterwegs waren, stauen sich heute kilometerlang Trucks mit einem Ziel: Russland.


Neben Warentransporten, ist die Georgische Heerstraße auch für Freizeitabenteurer und Touristen ein Magnet. Ski fahren in Gudauri, angeln in einem der unzähligen Seen und Gletscher gespeisten Flüsse oder wandern im Schatten des mystischen Kazbeg. Wem das alles zu viel ist, der sollte einfach nur die Landschaft vom Fenster aus genießen und ein wenig Geld an den Souvenirständen, entlang der Route, hinterlegen.

Grotesker als in den Tälern des Kaukasus geht es im Flachland zu. Gori, die Geburtsstadt Stalins, stellt mitnichten ein urbanes Idyll dar. Trotzdem ist die Stadt Anziehungspunkt für einige historisch interessierte Reisende. Das Haus, in welchem Stalin das Licht der Welt erblickte, wurde bereits als Georgien zur Soviet Union gehörte, in ein ausgedehntes Museum umgewandelt. Man mag den wenig kritischen Blick auf die Geschehnisse dieser Zeit schwer nachvollziehen können, dafür erkennt man umso mehr, einen gewissen Hang zum Führerkult der hier gepflegt wird.


Ähnlich wie in Armenien, steht auch in Georgien, der Besuch wenigstens eines, der unzähligen kirchlichen Highlights, auf dem Pflichtprogramm. Hier soll das Kloster von Gelati, in der Nähe Kutaisis, genannt sein. Von David dem Erbauer, einem der historisch bedeutsamsten Herrscher des Landes, wurde es vor knapp tausend Jahren gegründet. Es sollte mindestens die Bedeutung der Akademie von Konstantinopel haben und damit auch die Autokephalie der georgisch orthodoxen Kirche sichern. Als außerordentliche Bildungseinrichtung, brachte es in der Folge, auch die herausragensten Geister seiner Zeit hervor. Neben diesem Bildungsanspruch, war es natürlich auch Grablege der blaublütigen Imeretiens und Georgiens. Dementsprechend wurde es von der Unesco auch als Weltkulturerbe anerkannt.


Nach Tiblisi und Batumi, ist Kutaisi die drittgrößte Stadt des Landes. Gemütlich geht es zu in der Stadt am Rioni. Man rühmt sich einer lebendigen Kunst- und Kulturszene. Dementsprechend stolpert man gehäuft auf unebenem Kopfsteinpflaster über Instalationen und Monumente von dichtenden und musizierenden.


Das hügelige Umland war in antiken Quellen bekannt als Kolchis und damit die Heimat der Sage um das Goldene Vlies. Das Vlies, ein Widderfell, mit dem die goldhaltigen Flüsse der Kolchis ausgewaschen wurden, sollte Iason mit seiner Crew auf der Argo beschaffen.

Im Gegenzug hatte der Held ein Königreich versprochen bekommen. Passend wurde dieses Thema auf dem Hauptbrunnen der Stadt aufgegriffen und mit Goldfigurinen aus selbiger Zeit geschmückt. Offensichtlich war es den Regierenden wichtig, die Erinnerung hieran lebendig zu halten.


Heutzutage sind es wohl nicht mehr Heldensagen und Schafsfelle, die einen nach Georgien locken. Aber vielleicht ist es ja das Heilwasser aus einer der unzähligen Mineralquellen. Überall im Land sprudelt es aus der Erde. Zum Teil wird es in Flaschen gefüllt, zum Teil setzt man sich einfach komplett in einen der vielen Blubber- Pools zur äußeren Anwendung. Eine Quelle überregionaler Bekanntheit ist die von Borjomi, mit gleichnamigen Nationalpark in nächster Umgebung. Nachdem vor hundertfünfzig Jahren das Potenzial des Wassers entdeckt wurde, konnte auch zugleich investiert werden. Hotels entstanden und ein Romanov, der gerne in den Wäldern jagen ging, baute sich ein Palästchen. Damit wusste sich auch die russische Zarenfamilie immer mit dem gesundheitsfördernden Nass versorgt.


Wer nach so viel Flüssigem immer noch Durst verspürt, dem sei gesagt, dass in der Gegend Georgiens und Armeniens der erste Traubensaft der Welt gekeltert wurde. Man konnte anhand von Kernen und Verarbeitungsprodukten eine fast siebentausend jährige Kultivierung nachweisen. Als die Römer, bei ihrem Expansionsbestreben, die georgische Schwarzmeerküste erreichten, fanden sie wohl Gefallen am berauschenden Rebensaft. Die Folgen sind bekannt. Trauben ließen sich nicht nur rund ums Mittelmeer hervorragend anbauen.

So scheint der Wein auch ein Sinnbild für die georgische Seele zu sein, die trotz aller Widrigkeiteen stets versucht, dass Leben zu genießen. Eine hohe Dunkelziffer an Alkoholikern schließt dies offensichtlich mit ein.


Offensichtlich kann man in Georgien auch zur Schule gehen. Das wollten wir natürlich mal überprüfen. Die Deutsche Internationale Schule in Tiblisi wirkt super modern und wartet auf neue Schüler.

Offensichtlich rückt auch die Einschulung des Kleinsten in der Reisetruppe immer näher. So sind die Sommerferien im Busbundesland auch bald vorbei und das erste Schuljahr kann starten.


Für uns ist dieser Teil der Reise vor allem ein Wiederkommen und Neu entdecken von bereits Bekanntem. Es kann spannend sein, alte Plätze noch einmal aufzusuchen und zu sehen, wie sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Auch wenn Georgien in den letzten zehn Jahren offensichtlich große Schritte gemacht hat, das Land am Kaukasus hat sich zugleich Teile seiner Ursprünglichkeit bewahren können. Immer noch zeigt sich das Land besonders vielseitig und abwechslungsreich.

 
 
 

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