Immer wieder stolperte man in den letzten Jahren über das Land am Golf. Dank ausführlicher Medienberichtserstattung im Vorfeld der WM, fühlten wir uns genötigt, uns schlussendlich ein eigenes Bild zu machen. Immerhin wird das Land mit den meisten Erdgasreserven der Welt, noch häufig ein Mitspracherecht in der Weltpolitik beantragen.
Wie die meisten Länder am Persischen Golf, besteht die Halbinsel aus Sand und Wüste. Manchmal karg und monoton, manchmal jedoch auch dramatisch und spektakulär wie in der Nähe von Zeekret.
Eine kleine Ausnahme im kargen Hinterland bilden die Mangrovensümpfe, welche häufig den Küstensaum bilden. Bei Thakira wurde die Perleninsel mittlerweile touristisch erschlossen. Auf Stegen kann man der amphibischen Salzlandschaft zwischen Ebbe und Flut näher kommen.
Trotz Wassermangel und im Sommer unbarmherziger Hitze, verirrten sich wohl schon sehr früh Menschen hierher. Die Petroglyphen von Jassasiya, bilden den archäologischen Hotspot der Insel. Die Forschung ist sich nur wenig über das eigentliche Alter der Felsritzungen einig. Die Bilder zeigen die Lebenswirklichkeit zwischen Fischerei, Perlenzucht und Handel.
Auch Qatar blieb von den Streitigkeiten verschiedener, beduinischer Familienclans nicht verschont. In Zubara, im äußersten Nordwesten, findet sich ein Fort als letzte Hinterlassenschaft der ehemaligen Handelsmetropole und einstigen Hauptstadt.
Heutzutage, wer hätte es gedacht, ist Doha ist die Hauptstadt des Halbinselstaates und sowohl wirtschaftliches, kulturelles als auch politisches Zentrum. Bis vor wenigen Jahrzehnten war hier annähernd nichts, der Ölboom hat die am schnellsten wachsende Nation der Welt hervorgebracht, deren Hauptstadt offensichtlich auch den Turbo eingeschaltet hat.
Neben einigen Museen, finden sich alle wichtigen Institutionen in der Stadt. Architektur spielt wie üblich bei Repräsentationsbauten eine große Rolle. In das neue Nationalmuseum wurde kurzerhand der ehemalige Emirspalast integriert.
Big Thani is watching you. Qatar ist laut Ranking das sicherste Land der Welt. Wir fühlten uns immer bestens behütet. Tamim sei dank!
Zuviel Geld in der Staatskasse? Warum nicht eine Kamelpolizei für den Innenstadtbereich. Mit dem Rennkamel dem Ferraripferd hinterher sprinten, klingt doch irgendwie schlüssig.
Der vorbildlich restaurierte und zum Ausgehviertel co-genutzte Waqif Souq, ist nicht nur bei Einheimischen sehr beliebt. In den verwinkelten Gassen findet sich alles und ein bisschen mehr.
Hier können wir auch die Jagdfalken, eines der teureren Hobbys reicher Qataris, bestaunen. Uns erschließt sich letztlich jedoch nur bedingt, warum man den Gegenwert eines Sportautos in einen Vogel investieren sollte, um mit diesem in der Wüste Tauben zu jagen.
Wie überall auf der arabischen Halbinsel bildet auch in Qatar die Religion den Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Der überwiegende Teil der hier Lebenden bekennt sich, ähnlich wie in Saudi Arabien, zum Wahabismus. In Deutschland kennen wir diese Strömung des sunnitischen Islam als Salafismus. Nicht nur eine extreme Sittenstrenge, sondern auch die Unterstützung fragwürdiger Orgnisationen und Parteien, wird dieser Strömung immer wieder nachgesagt.
Für das Fifa Spektakel wurde eine Ausnahme gemacht: Die Fans durften nach deren Riten und Sitten, betrunken ihren Stars zu jubeln und dem Fussballnationalismus fröhnen. So hält dank Messi und Ronaldo, dann auch der Polytheismus in Qatar Einzug. Korruption, Vetternwirtschaft und natürlich der Bau der überdimensionierten Stadien, hatte im Vorfeld die WM in Verruf gebracht. Auf der arabischen Halbinsel war man jedoch stets stolz, schließlich sind nicht nur die Qataris krasse Sportfans und haben bereits viele andere Internationale Sportevents gehostet.
Ohne Gastarbeiter*innen geht auch in Qatar nichts. Ob ihre Lebensumstände, im Gegensatz zu denen anderer Golfstaaten, so viel schlimmer sind, können wir nur schwer überprüfen. Fest steht, dass jeder ihre Dienste billigend in Anspruch nimmt. So sind sie nicht nur im Dienstleistungs- und Bausektor beschäftigt, sie fördern und verarbeiten auch das Gas und Öl, welches wir täglich in Europa verbrennen. Wen klagen wir also an, wenn wir uns über die Zustände in Qatar beklagen?
Auch wenn wir nur einen kleinen Eindruck von diesem Land am Golf bekamen. Wir haben verstanden, es gibt hier mehr als Wüste, Kamele und Erdgas.
Kommentare