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In den Bergen Kurdistans

Kurdistan ist ein gebirgiges, teilweise unzugänglich wirkendes Land. Das wurde uns, schon kurz nachdem wir die Grenze von der Türkei kommend überquert hatten, bewusst. Sicherlich ist dies auch einer der Gründe warum sich die Region seine Ursprünglichkeit und eigenständige Kultur bewahren konnte.


Nachdem wir uns mit dem Notwendigsten und ein bisschen mehr auf dem Bazar von Duhok eingedeckt hatten, fuhren wir zum gleichnamigen Stausee. In dessen Umland verbrachten wir die nächsten Tage, genossen die Natur und begingen einige Wanderrouten.


Man muss nicht weit fahren um aus der Provinzhauptstadt in die Natur entfliehen zu können. Das teilweise ausgetrocknete Flussbett, welches eigentlich aktuell den Duhok See bewässern sollte, eignet sich dabei hervorragend zum Wandern. Man kann entspannt die örtliche Flora und Fauna entdecken und hat ein bisschen Zeit, Kraft für neue Abenteuer zu tanken.


Serhan kommt regelmäßig aus der Nachbargemeinde um seine Schafe hier zu hüten. Er ist zwanzig Jahre alt, gefühlt dreht sich sein ganzes Leben schon alles um Schafe. Das Scheren der Schafe mit zwei Messern, die man wie eine Schere hält, will gelernt sein und bedarf besonderer Anleitung. Dabei stellen wir uns natürlich nicht so geschickt wie Serhan an. Dieser passt mit wachsamen Auge auf, dass wir keines seiner Tiere mit den Messern verletzen.


Amaru ist mittlerweile fast soweit: Anstatt Müllmann oder Feuerwehrmann, will er nun Schafsecurity werden. Serhan hat es gefallen, dass zwei Augen mehr auf seine Tiere achten. Die Gegend ist rau, neben Wölfen gibt es auch die ein oder andere Hyäne in den Bergen Kurdistans.



Weiter ging es über Lalesh nach Akre. Akre wurde wohl schon unter den Medern gegründet und ist eine der ältesten permanent besiedelten Städte der Welt. Ihre Blüte erlebte sie vor knapp tausend Jahren. Dabei zeigt sich die Stadt heutzutage herrlich unaufgeregt und strahlt eine altehrwürdige Ruhe aus. Die mehreren Berghänge erklimmenden Altstadtgassen wurden von den Bewohnern einladend herausgeputzt.


Im Inneren der verwinkelten Altstadtgassen haben uns vor allem die vielen Straßenkinder so manchen Nerv gekostet. So scheint das spielen an, um, unter und auf unseren Bussen ein besonderer Spaß zu sein.


Neben dem üblichen Bazarviertel lohnt es sich auch die Festung zu erklimmen. Die sehr ursprünglich wirkende Stadt, zeigt sich von den umliegenden Hängen besonders pitoresk.


In einem Seitental von Akre eignet sich der Sipa Wasserfall herrlich zum suddeln und plantschen. Alles wird noch für die Zeit nach Ramadan vorbereitet, dementsprechend war auch kaum was los. So hatten die Kids viel Freiraum um Dummheiten zu machen und die Anlage ausgiebigst zu erkunden.




Unweit zu Akre auf unserem weiteren Weg, liegt die Zenta Schlucht. Dies ließen wir uns natürlich nicht entgehen und verbrachten hier kurzerhand den Vormittag.


Rawanduz war einst eine wichtige Stadt im Norden Kurdistans, heute kommt man hierher wohl nur noch um den spektakulären Canyon zu besichtigen. Die Straße dorthin, einst eine der Hauptverbindungsrouten nach Iran, ist als Hamilton- Road bekannt und stellt eine ingenieurstechnische- und diplomatische Meisterleistung des letzten Jahrhunderts dar. Nicht nur das Bauen in die zum Teil senkrechten Felswände stellte eine besondere Herrausforderung dar, vor allem das Überzeugen verschiedenster Clanchefs dem Bauvorhaben zuzustimmen, machte es dem Ingeneur nicht einfach sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.


Wasserfälle gibt es im Norden des Irak, den man sonst eher öde und wüst erwarten mag, mehr als genug. Im Canyon bei Rawanduz befindet sich jedoch der Geli Ali Beg Wasserfall, der es zu lokaler Berühmtheit gebracht hat. Immerhin ziert er den fünftausend Dinar Schein. Diese Ehre wird ihm zuteil, weil er angeblich der größte Wasserfall der arabischen Welt sein soll.


Der angegliederte Park lädt zu mancher Teestunde ein, was von den Locals auch gerne genutzt wird.



Die Landschaft auf dem weiteren Weg zeigt sich vielseitig und der Blick aus dem Fenster ermüdet dabei nicht.


Endlich konnten wir auch das Ende des Ramadan feiern. Gerade in der Region um den Dukan Stausee ging es hier teils feuchtfröhlich zu. Mit lauter Musik, Grill, Wasserpfeife und Tanz bis in die Nacht hinein, flüchteten sich die Städter in die Natur.

So jung die Stadt Dukan und der gleichnamige Stausee auch sein mag, so zeigt sich doch in der näheren Umgebung, dass die Landschaft um den kleinen Zab genannten Fluss stets begehrtes Siedlungsgebiet war.

Dies zu kontrollieren bedeutete natürlich auch, Grund und Boden und damit Ackerfläche und Wohlstand zu sichern. Dementsprechend finden sich vielseitige Verteidigungsbauten aus diversen Epochen in der Umgebung, welche man entdecken kann.



Sozusagen am Straßenrand finden sich im Zweistromland Hinterlassenschaften unserer frühesten Vorfahren. Hier bspw in Zarzi, eine vor dreizehntausend Jahren besiedelte Höhle.


Etwas weiter im Tal versteckt sich in einer Felswand, in herrlicher Umgebung, der zoroasthrische Feuertempel Qizqapan. Dieser lässt ebenfalls auf eine frühe Besiedlungsgeschichte schließen. Leider wurde aufgrund fortwährender vandalistischer Akte und zum Schutz zukünftiger pseudo- religiös motivierter Anschläge, mittlerweile ein schmuckes Gitter davor angebracht. Dies schränkt den Blick etwas ein.


Ein letzter Halt, auf dem Weg nach Süleymania, sollte uns in Zewe Tal führen.

Hier im Schatten des höchsten Berges der Provinz begaben wir uns erneut auf die Spurensuche nach alten Reliefbildern und vor allem viel unberührter Natur. Offensichtlich hat die Gegend dem hier verewigten medischen Herrscher vor zweitausendfünfhundert Jahren genauso zugesagt wie uns.



Jeder Weg führt letztendlich zu einem Ziel, das bedeutet auch Umbruch und Neubeginn. So müssen wir uns von unseren Freunden aus Speyer nach knapp drei Wochen wieder verabschieden. Ihr Weg wird sie langsam, aber stetig zurück in die Heimat führen und unserer weiter in den Kurdischen Teil Irans.


Gute Reise und bis bald!

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