Wer behauptet, eine Wüste sei öde und langweilig, war wohl noch nie in einer. Iran ist ein Land geprägt von Wüsten und ein Großteil des Landes zeigt sich anfänglich trocken und karg. Aus dem Gefühl der Monotonie erwacht jedoch schnell ein Verständnis für die Vielfältigkeit der Landschaften. Das kein Leben in der Wüste herrschen oder gar eine Monotonie aus selbiger uns entgegenschlagen würde, davon sind wir nie ausgegangen. Wüsten haben eine magische Anziehungskraft. Sie sind für viele Lebewesen lebensfeindlich und unbarmherzig, zeigen sich in ihrer Schlichtheit und Kargheit, jedoch auf eine besondere Weise rein und frei.
Offensichlich zeigt sich die Wüste in ihrer Vielseitigkeit jedoch lebendiger als anfangs angenommen. So versteckt sich auf der Flucht vor der Sonne manche Echse unter dem Sand, treiben viele Insekten ihr Unwesen und halten sich Wüstenschiffe nicht immer ans Rechtsfahrgebot.
Das Ressourcen schon immer knapp waren, bezeugen einige Relikte enlang der historischen Karawanenrouten.
Die Karawansereien entlang der Route, ähneln häufiger kleineren Militärstützpunkten als bloßen Warenlagern. Hier wurde geschützt was man zuvor mühsam dem Boden abgerungen oder über weite Strecken hierher transportiert hatte.
Not und Mangel erfordern stets Ideenreichtum. Dieser wird einem bei den Yakchals bewusst. Gemauerte Türme die selbst in der glühenden Sommerhitze Lebensmittel durch Kühlung konservieren und sogar Eis in ihrem inneren gefroren halten.
Überall dort, wo eine Quelle im kargen Wüstenboden zutage tritt, entsteht eine Oase. In diesem Flecken Leben, inmitten der Einöde, gedeiht alles, was der Mensch anpflanzt. Da spielt man auch kurz mit dem Gedanken, sich ein Schloss aus Sand zu kaufen, so überwältigt waren wir von der Fülle an Leckereien die man dem Boden hier abringen kann.
Neben Oasen- und Plantagenwirtschaft stellt auch die Kamelzucht eine Einnahmequelle dar.
Zwar hat längst das Auto den Warentransport durch die Wüste übernommen, doch das Wüstenschiff wird nach wie vor gerne gezüchtet und von den Besitzern gepflegt. So findet man viele Angebote zu Kameltrekking, Farm lodging oder auch nur Wüstenstaub fegen.
Zum Frühstück kann es in dieser Umgebung auch mal stilecht lecker Skorpion geben.
Das es durchaus kein Problem darstellen muss, in der Wüste auch größere Städte anzulegen und in ihnen gut zu leben, wird einem beim Gang durch Yazd bewusst. Die eine Million Bewohner zählende Provinzhauptstadt, ist unter anderem für ihr jahrtausende altes Wassermanagement berühmt. Unterirdische Qanate versorgen die Trinkwasserreservoirs und Brunnen der Stadt. Das Wasser wird dabei von bis zu sechzig Kilometer entfernten Quellen ins Innere der Metropole geleitet.
Nach wie vor funktioniert dieses System durch Schwerkraft angetrieben klimaneutral und auch bei Durchschnittstemperaturen von über vierzig Grad im Sommer. Sowohl das Wassermuseum als auch einige Wasserspeicher, Leitungen und sogar unterirdische Wassermühlen, werden dem Besucher mit Stolz präsentiert.
Falls man von Wassermanagement in der Wüste wenig hält, kann man in der Stadt auch die üblichen Sehenswürdigkeiten bewundern: Moscheen, Koranschulen, Bazaare und historische Kaufmannshäuser eignen sich auch hervorragend um den Nachmittag zu verbummeln.
Dadurch das die Stadt nahezu vollständig aus Lehm erbaut wurde, kann man sich hinter den kühlenden Mauern gut verstecken. Arkadengänge schirmen das Licht von oben ab. Hinter den teils abweisenden Fassaden eröffnen sich, vor neugierigen Blicken versteckt, kleine Paradiese der Wohnkultur. Diese werden heutzutage dem Touristen gerne als Hotel, Guesthouse oder Cafe zugänglich gemacht. Eine weitere Besonderheit, welche aus dem Stadtbild Yazds nicht wegzzudenken wäre, sind die allgegenwärtigen Windtürme. Sie fangen den leisesten Luftzug ein und leiten ihn kühlend ins Innere der Häuser. Die warme Luft aus dem Wohnbereich wird auf gleiche Weise nach aussen geleitet.
Es scheint als herrschen in der Stadt nur zwei Farbtöne vor. Das blau des Himmels, symbolisiert durch die Moscheen und deren Fliesendekor und das braun der lehmigen Erde, welche an den Häuserfassaden zu finden ist.
Als Gegenstück hierzu präsentiert sich jedoch ganz eindeutig der Bazar. Zwar kann man in Yazd viel Goldschmuck erwerben und auch das uns aus England bekannte Paisley- Muster wurde hier erstmals erwebt. Wir fanden jedoch besonders den Kupfer Bazar sehenswert, spannend und dank dem rhythmischen Gehämmer auch herrlich archaisch.
Yazd ist jedoch auch für seine berühmten persischen Gärten bekannt. Ebenso kennt man die Metropole als Heimstätte der Zoroastrier, doch davon berichten wir nächstes Mal...
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