Von der irakisch- türkischen Grenze soll es nun einmal quer durch die Türkei ans Schwarze Meer gehen. Dies bedeutet nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell eine Reise durch diverse Einflusssphären.
Erste Station kurz hinter der Grenze ist das Kloster Mor Gabriel. Als eines der ältesten christlichen Klöster der Welt, wird sein Entstehungsdatum auf das vierte Jahrundert unserer Zeitrechnung beziffert. Vorherrschendes Baumaterial, vor der Ära des Beton, ist in dieser Gegend der gut zu bearbeitende Kalkstein.
Auch die nahe gelegene Stadt Midyat, konnte einst auf eine große und lebhafte christliche Gemeinde blicken. Erst seit Kurzem wird man sich des Erbes bewusst und fängt an die Stadt für touristische Zwecke herauszuputzen und zu pflegen. So befinden sich in den herrschaftlichen Häusern heute Restaurants und Hotels, sowie so manche Souvenirbude. Dank des vorherrschenden Ramadans wirken die Gassen der Altstadt jedoch verwaist und leer.
In der Umgebung findet sich so manches Kloster und der Blick über die Weinreben offenbart die vom Christentum beeinflusste Landwirtschaft.
Die On Gözlü Brücke über den Tigris leitet den Wanderer seit nunmehr tausend Jahren auf direktem Wege zu den Hevsel Gärten unterhalb der Stadt Diyarbakir. Diese grüne Scholle, an den Gestaden des Flusses, soll ein weiterer Teil des legendären Garten Edens sein.
Von Ankara ein wenig argwöhnisch beäugt wird die Hauptstadt der Kurden in der Türkei, Diyarbakir. Von einer mächtigen Stadtmauer geschützt, wurde die Stadt schon zu Zeiten der Römer als Bollwerk gegen den Ansturm der Perser befestigt. Heutzutage steht sie mit ihrem sozialistischen- und prokurdischen politischen Kurs als Bollwerk gegen die Doktrien aus der Hauptstadt.
In der Festung wurden die ehemaligen Magazine und Kasernen mittlerweile restauriert und zu Museen umfunktioniert. Wurde in Midyat noch mit Kalkstein gebaut, bestehen die historischen Teile Diyarbakirs vornehmlich aus Basalten und erscheinen deshalb, wenn sie nicht gekalkt sind, in einem etwas abweisend wirkenden schwarz.
Die Ulu Camii in der Altstadt lehnt sich von ihrer Bauweise an die Umayyadenmoschee in Damaskus an. Schließlich hatte sie den selben Bauherren als Auftraggeber.
Auch wenn Teile der Innenstadt nett herausgeputzt wurden und die historischen Moscheen einen Besuch lohnen, sind es vor allem die Bewohner*innen, welche die Stadt zu etwas Besonderem machen. Ihre herzliche und aufgeschlossene Art zieht wohl jeden in den Bann.
Tief geht es hinein in das türkische Hinterland und einmal fast tausend Kilometer quer durch. Hier auf Höhen über zweitausend Metern muss der Frühling etwas mehr kämpfen, um sich durchzusetzen.
Irgendwann erreicht der verfrorene Bus Erzurum. Heutzutage könnte man die Stadt als Hauptstadt des türkischen Wintersporttourismus bezeichnen. Bleibt der Schnee hier doch etwas läger liegen als im Rest des Landes. Wer keine Ski im Gepäck hat, kann natürlich auch die vielen prächtigen Bauten der Seldschuken bestaunen.
Die Korgan Köprüsü schafft den sprichwörtlichen Brückenschlag ins Pontische Gebirge. Hier in der Nähe zur Stadt Bayburt stellt sie ein Relikt aus osmanischer Zeit dar. Ein letztes Mal geht es über einen Pass und dann scheint die Meeresbrise schon erschnupperbar zu sein.
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