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Der Nemrut Krater im kurdischen Hinterland

Es scheint, als hätten wir die Stränge der Seidenstraße ein wenig im türkischen Hinterland verloren. Tatsächlich befindet sich unsere Crew mittlerweile auf einer planlosen Odysee. Zwischen geschlossenen Grenzen, Konflikt- und Kriegsherden, Folgen des Klimawandels, sowie jüngsten politischen Unruhen, öffnen und schließen sich in sekundenschnelle Optionen und Wege. Immer schwerer wird es für uns Entscheidungen zu treffen, zu planen oder Routen zu finden, um weiter Richtung Osten vorzustoßen.


Eine Pause von dem ganzen Chaos, fanden wir im Nemrut Vulkan. Dessen elliptischer Krater weist einen Durchmesser von achtzehn bis siebenundzwanzig Kilometern auf und bildet ein faszinierendes Biotop, welches uns zum Verweilen einlud.


Vier verschiedene Kraterseen. Fumarolen und heiße Quellen, sowie eine bunte Tier- und Pflanzenwelt, ließen die Zeit hier wie im Fluge vorbeistreifen.


Auch wenn die Seidenstraße sich mal wieder etwas gedulden muss, lassen sich hier weitere, historisch bedeutende Handelsrouten ausmachen.

Die hier vorkommenden Obsidianlagerstätten, weckten vor allem in der Steinzeit manche Begehrlichkeit. Dass, als vulkanisches Glas bekannte, Material, mit welchem Pfeil- und Lanzenspitzen sowie Messer und andere Schneidwerkzeuge hergestellt wurden, war eine der wichtigsten Ressourcen jener Epoche. Es konnte nachgewiesen werden, dass zwischen Mesoptamien und dem toten Meer die überwiegenden Obsidianprodukte aus dieser Gegend kamen. Sozusagen eine jahrtausendealte Monopolstellung, in der jetzt verschlafen wirkenden türkischen Provinz.


Anstatt Seidenraupen, haben wir uns kurzerhand auf andere Tiere umpolen lassen. Im Krater gibt es eine kleine, an Menschen gewohnte, Bärenpopulation. Dieser versuchten wir bei Streifzügen durchs Unterholz zu begegnen. Da gab es einiges zu sehen, denn die Bären hatten für den anstehenden Winter noch ordentlich an Fett zuzulegen. So stand dann auch nicht nur vegetarische Kost auf dem Speiseplan, sondern auch die ein oder andere fußballgroße Schildkröte. Natürlich war die Freude riesig, als wir endlich auch Meister Petz gegenüberstanden und unsere Safari Erfolg hatte.


Wir haben letztlich nicht herausgefunden, ob die Produktionscrew für einen Go Türkiye Imagefilm den riesigen Vulkan Kegel, die Obsidianvorkommen, Bärensafaris oder einen grünen Mercedes Bus am spannendsten fanden. Letztlich war es jedoch ein willkommenes und für Abwechslung sorgendes Intermezzo, das uns zurück in die Gegenwart katapultierte.


Warum eigentlich nicht auch mal fürs Wochenende nach Bitlis?

Das dachten wir uns auch und so fanden wir dann auch kurzerhand den Weg in die nette Provinzhauptstadt. Leider konnte uns Bitlis nur von der Ferne erfreuen. Das kleine, jedoch sehenswerte, Zentrum wurde gerade aufgehübscht und so glich die Stadt eher eine einzige Großbaustelle. Dem Kleinsten in der Gruppe hats gefallen. Endlich mal wieder Bagger, Planierraupen und allerhand Baustellenkram.


Zurück und Richtung Irans Grenze, verirrten wir uns ins kurdische Hinterland. Gesichert durch unzählige Polizeicheckpoints, ging es durch gepflegtes, von Kleinbauern kultiviertes, Land.


Unterschlupf fanden wir bei einer überaus liebenswerten Bauernfamilie. Erneut merken wir, dass Reichtum hier vor allem in Form von Herzlichkeit und Gastfreundschaft gemessen wird. Hier konnten wir den Vorbereitungen zur kalten Jahreszeit im ausgehenden Herbst beiwohnen. Das Kontinentalklima lässt die Temeraturen hier plötzlich ins Bodenlose kippen und die Winter sind sehr kalt, lang und unbarmherzig.


Doch, wie geht es denn nun weiter? Was sagen die arabischen Weisen und Quacksalber?

Vorwärts, rückwärts, Stagnation?

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