Ein leichtes Kribbeln macht sich unter unseren Fingernägeln breit, als wir uns endlich der langersehnten Landschaft Kappadokiens nähern.
Die Bilder die wir im Kopf von Feenkaminen und bizarr errodierten Landschaften hatten, weckten große Erwartungen. Ein Abenteuerspielplatz der vom Vulkanismus geprägten Natur, in der auch der Mensch seine Spuren hinterlassen hat. Nicht erst in jüngster Zeit versuchten sich hier Siedler in teils unwirtlicher Natur ihr überleben zu sichern- das beweisen beispielsweise Stätten wie Catal Höyük in der Nähe von Konya. In jüngerer Geschichte war die Gegend Heimat unzähliger Eremiten und in Klöstern lebender Mönche. Sie versteckten sich in den Tälern und schufen sich Behausungen, welche sie in das weiche Tuffmaterial schlugen. Am Eingang zum Ihlara Tal liegt das hiesige Selime Höhlenkloster. Ein ausgedehnter Komplex über mehrere Stockwerke mit unzähligen Höhlen, Gängen und versteckten Räumen die sich zu erkunden lohnen.
Normalerweise darf man sich dreihundertfünfundachtzig Stufen ins Ihlara Tal hinunterquälen. Wir haben stattdessen im Talgrund geparkt und sind von dort nach oben gelaufen. Möglichkeit drei ist ein Holzesel mit Guide, was auch sehr gut funktioniert.
Die unzähligen Höhlenkirchen des Tals kauern sich an die Unterkante der schroffen und steil abfallenden Basaltwände. Dies macht jedoch die Besichtigung nicht unbedingt einfacher, muss man doch zu jeder mittels Treppen aufsteigen. Eine byzantinische Pilgerreise der besonderen Art. In den einzelnen Kapellen präsentiert sich das gesamte Bildprogramm der jeweiligen Epochen in unterschiedlicher Ausschmückung und Grad der Kunstfertigkeit der Arbeiten. Manches wirkt eher wie naive Malerei, bei anderen Kirchlein scheinen wahre Meister am Werk gewesen zu sein.
Offensichtlich verschaffte die einsetzende Schneeschmelze des nahe gelegenen Hassan Dagi dem Tal Wassermassen ungewohnten Ausmaßes. So waren nicht alle Wege begehbar und auch die Tier- und Pflanzenwelt scheint sich mit der Flut arrangieren zu müssen. Nicht jeder schafft es dabei, sich in einer Pfütze zu verstecken.
Beim Verlassen des Ihlara Tales zeigt sich dann auch der Schuldige des ganzen Chaos.
Im diesigen Nebel des aufgewirbelten Staubes, versteckt sich der etwas schüchtern wirkende Hassan Dagi. So konnten wir den 3268m hohen, ruhenden Vulkan doch noch zu Gesicht bekommen.
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