...diese Aufforderung hörten wir bereits vor einem knappen Jahr, während wir uns in der kurdisch geprägten Region des Iraks aufhielten, immer wieder. Damals lag es uns noch fern diesen Teil der Reise anzutreten, fanden wir die Idee doch irgendwie zu verwegen. Nun befinden wir uns doch inmitten der Mutter aller Städte.
Eingebettet in den Beton, der vom Sozialismus geprägten siebziger Jahre, liegen die berühmten und immer wieder auch berüchtigten Straßenzüge um die Rasheed Straße. Sie bilden den letzten Teil einer einst glorreichen Altstadtkulisse am Tigris.
Hier befinden sich neben der berühmten Mustansiriyah Koranschule...
...die ein oder andere Moschee, sowie historische Khane in denen Waren gelagert werden konnten, bevor diese auf dem Souq feilgeboten wurden.
Wir versuchen Aladdin, den Dieb von Baghdad, mit seiner Wunderlampe zu finden und landen folglich bei den Buchhändlern in der Mutanabbi Straße.
Der Qislah Komplex war einst die Schaltzentrale Baghdads, als dieses wie der Rest des Irak Teil des Osmanischen Reiches war.
Im Kupfer Souq wird auch heute noch ordentlich gedängelt und man kann beim Entstehungsprozess so mancher kunsthandwerklicher Preziose beiwohnen.
Die Wunden vieler Konflikte finden sich überall in der Stadt wieder. Die Sicherheitslage hat sich verbessert. Selbstmordanschläge und Kidnapping sind nicht mehr an der Tagesordnung, man versucht sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Insgesamt wird es jedoch noch dauern bis die, gemessen an ihren Bodenschätzen, drittreichste Nation unserer Welt, wieder zu Stabilität gelangt und vom Wohlstand auch alle profitieren.
Uns allen wird das Bild vom Firdos Platz mit dem davor aufgestellten Saddam Monument in Erinnerung sein. Für die damaligen Kriegsberichterstatter bot sich hier ein Bild mit Symbolwirkung. Vom Balkon ihres Hotels aus, konnten sie der Demontage der Statue beiwohnen und ablichten. Heute geht man von einer inszenierten, für die westlichen Medien gestellten, Szene aus. Einprägsam wars trotzdem. Bilder und ihre Wirkung!
Einen Straßenzug weiter befindet sich der Tharir Platz, dieser bildet mit seinem, am sozialistischen Realismus angelehnten, Freiheitsmonument eine beliebte Kulisse für Kundgebungen und Fotoshootings aller Art.
Das Zentrum des Irak ist geschichtsträchtig. So befindet sich sowohl das alterwürdige Babylon in nächster Nähe, als auch die ehemalige Hauptstadt der Abbasiden Ctesiphon.
Vom einstigen Sündenpfuhl Babylon ist nicht mehr viel übrig geblieben. Was man nach all der Verwüstung und Zerstörung noch fand, wurde mit Beton und viel Geld konserviert und zum Unesco Welterbe erhoben. Am Wochenende kann man mit Glück auch die legendären Großkönige Nebukadnezzar II oder Hammurabi kennenlernen, die in einem der Höfe zur Audienz laden.
Die Hängenden Gärten der Semiramis, einst Weltwunder der Antike, zeigen sich uns heute nur noch als großer Backsteinhaufen.
Den besten Blick auf das Gelände hat man von einem ehemaligen Palast Saddam Husseins aus. Hier liegt einem die einst größte Stadt der Welt zu Füßen.
Wahrscheinlich hat jedoch jeder von uns schon einmal einen Teil Babylons vor Augen gehabt. Sei es das Ischtar Tor in Berlin oder Keilschrifttafeln, welche im Louvre oder dem British Museum in London ausgestellt werden. Babylon findet sich längst überall auf der Welt in den Panzerschränken der Museen wieder. Geklaut wurde alles was irgendwie zu transportieren war, was noch im Sand an Resten zurückgelassen wurde, kann nun für knapp zwanzig Euro bestaunt werden.
Ebenfalls etwas außerhalb der Hauptstadt gelegen ist das größte Backsteingewölbe der Welt, der Taq Kisra. Als letzter Rest der einstigen sassanidischen Residenzstadt Ctesiphon, ist der Bogen vermutlich Teil einer einstigen Empfangs- oder Thronhalle. Auch dies ein weiteres zerfallendes Wahrzeichen des Iraks.
Jetzt aber auf und erneut nach Kurdistan, da kommen einem fast heimatliche Gefühle auf...
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