Nach einem Jahr befinden wir uns wieder im Herzen der kurdischen Region des Irak. Auch wenn wir das letzte Mal bereits viel entdecken konnten, freuen wir uns doch erneut mit viel Natur und manchem historischen Highlight überrascht zu werden.
Das Nowruz Fest, das kurdische Frühlingfest, wurde gerade gefeiert, noch zeigt sich selbiger jedoch eher zaghaft. Die gebirgige Region kennt intensive und schneereiche Winter.
Auf der Fahrt durch das, aus dem Winterschlaf erwachende, kurdische Hinterland, passieren wir den Zitadellenhügel der Stadt Amedi. Hier hatte einst Karl May seine Protagonisten durchs "Wilde Kurdistan" reiten lassen.
Auch wenn die Zitadelle einem leicht ins Auge sticht, von der einstigen Pracht der herrschaftlichen Stadt lässt sich das Meiste nur erahnen. Amediye kann, wie so viele Städte des Irak, auf eine jahrtausende währende Geschichte zurückblicken.
Etwas unterhalb der Stadt liegt die, Qubakhan genannte, ehemalige Koranschule.
Die Frühlingsboten lassen wilden Fenchel sprießen, welcher gerne geerntet wird.
Auch eine betimmte Art Disteln landet auf dem Speiseplan und wird dementsprechend intensiv gesucht. Eine gewisse Trittsicherheit sei hier vorrausgesetzt.
Der Großer Zab, ein Zufluss des Tirgis, dominiert diesen Teil des Irak. Die Ufer sind beliebtes Weide- und Ackerland und werden dementsprechend auch genutzt. Trotzdem bleibt noch genug Raum für unberührte Naturerlebnisse.
Bereits die Neanderthaler wussten, dass sich Menschen in Kurdistan wohlfühlen können. So finden sich deren achtzigtausend Jahre alte Spuren in der Shanadar Höhle. Mit Blick auf den Großen Zab, in landschaftlich reizvoller Kulisse, hatte sich hier der Frühmensch offensichtlich häuslich eingerichtet. Verschiedenste Siedlungsschichten lassen auf eine lange währende Periode schließen.
Leider zeugt einiges in der Region davon, dass Kurdistan auch sehr dunkle Zeiten erlebt hat. Einen bedrückenden Teil der kurdischen Vergangenheit greifen die Erinnerungsorte in der Stadt Barzan auf. Oberhalb der Stadt befindet sich das Genozid Memorial. Es soll an die über achttausend verschleppten Barzanis erinnern, welche dem Terror Saddam Husseins zum Opfer vielen. Der Irakische Diktator hegte einen besonderen Groll gegen den Clan, standen deren Angehörige schon immer für die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung Kurdistans.
Ein angegliedertes Museum lässt einem die Grausamkeit, mit welcher der Diktator vorging, erahnen. Auf dem Friedhof, wo die rückgeführten Überreste dieser Opfer bestattet wurden, können die Angehörigen heute ihrer Trauer ausdruck verleihen. Nach wie vor tauchen im Irak Massengräber auf, welche hunderte vermisste Körper bergen.
Als Stammland des Barzani Clans, war es auch die Geburtsstätte Mustafa Barzanis. Dieser war anfangs gefürchteter Rebellenführer, später anerkannter Politiker und Gründer der KDP. Sein schlichtes Grab befindet sich direkt neben dem Barzani Memorial Center. Nach wie vor stellen die Angehörigen des Clans die Kandidaten für das Amt des Präsidenten Kurdistans.
In der Stadt Akre geht es heute friedlich und geruhsam zu. Ihre Altstadtkulisse, welche sich dem Berghang anschmiegt, bringt einem auch ein Jahr später noch ins Schwitzen.
Einst staute das Wehr von Jerwar einen Fluss der die Wasserversorgung vom legendären Ninive sicherstellte. Heutzutage zeugen nur noch einige Mauerreste, sowie die typisch sumerische Keilschriften von dieser Zeit.
Ganz in der Nähe finden sich im Flußtal des Gomel Su die assyrischen Reliefbilder von Khinnis. Sie künden seit zweitausendsiebenhundert Jahren von der Herrlichkeit des Königs von Ninive Sennacherib, welcher sich hier verewiglichen ließ.
Auch die Stadt Duhok blickt auf eine jahrtausende alte Siedlungsgeschichte zurück. Mit Blick auf das Stadtzentrum und auf die Heerstraße, welche hier einst entlangzog, haben die Sassaniden lebensgroße Reliefbilder in den Stein gemeiselt. Priester und Könige verkünden in Stein von den übermächtigen, sassanidischen Herrschern. Spuren moderner Streetart zeugen wiederum davon, dass das schon lange vorbei ist.
Hinter der Stadt kann sich erholen, wem diese vielen touristischen Highlights zu Kopf gestiegen sind. Der Duhok Damm bildet das Ferien- und Wochenenddomizil so mancher irakischer Familie.
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