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Auf Karawanenrouten nach Kappadokien

Entlang der historischen Seidenstraße zeigen sich die Karawansereien in diversen Ausführungen und Größen. Dabei erfüllten sie vielseitige Aufgaben. So dienten sie nicht nur als Warenlager, sondern boten den Reisenden in unruhigen Zeiten auch Schutz. Die Karawanentreiber konnten hier nächtigen und sich stärken, ihre Tiere pflegen und füttern. Es gab einen kleinen Raum, welcher als Moschee diente. Ein Restaurant und manchmal sogar ein Hamam waren angegliedert. In den Städten warteten die Hane häufig wie sehr aufwändige Kaufhäuser auf, wohingegen sie auf dem Lande eher wie banale Lagerhäuser erscheinen. Angebaut war häufig auch eine als Basar dienende Arkadenreihe, wo die Ware direkt an den Mann gebracht werden konnte. Die seldschukischen Hane zeigen sich in besonderer Schlichtheit, fast schon strenge. Einzig geometrische Ornamentbänder, Muqarnas und kufische Schriftzeichen lockern den strengen Grundriss etwas auf.

Über die Jahrhunderte haben sich entlang der traditionellen Handelsrouten an den Hanen häufg kleinere Siedlungen angegliedert, welche heute noch exisitieren, während viele der Karawansereien verfielen.

In früheren Zeiten achtlos dem Verfall preisgegeben, hat der türkische Staat in den letzten Jahren das touristische Potenzial der Gebäude erkannt und diese teils aufwändigst restauriert. Leider kommt das der historischen Substanz nicht immer zu Gute und gelegentlich wird auch ein wenig zu viel neuer Patina aufgetragen.


Den Auftakt, auf unserer Karawanenroute, bildete das Sarapsa Hani, welches sich noch an der Küste befand. Offensichtlich waren wir nicht die Einzigsten auf dem Weg zum Warenhaus, wollte doch hier gerade jemand ein Schaf zur Schlachtbank bringen.


Etwas abseits der Hauptroute, unterhalb einer byzantinischen Festung am Ufer des gleichnamigen Wasserlaufs, lag das Alara Hani.


Der Badetourismus und die Bettenburgen liegen schon weit hinter uns. Noch lässt das ganzjährig milde Klima der Region nicht nur Paprika und Tomaten gedeihen, sondern auch Bananen und andere Obstsorten. Auch dank einer geringen Scheu vor Spritzmitteln sehen diese wie gemalt aus und die Erträge sind immens.

Wir fahren ins Landesinnere. Über alte Passstraßen geht es ins Zentrum der Türkei nach Anatolien. Die Landschaft wechselt häufig, wird jedoch stetig rauer. Zunehmend mühevoll erscheint es auf dem kargen Boden Ackerbau zu betreiben. Ein lang anhaltender, heftiger Winter macht es den Menschen hier zudem nicht einfacher, sich selbst zu ernähren. Wirkliche Perspektiven oder Arbeitsplätze zeigen sich uns unterwegs nur wenige. Lohn und Brot kann man in der Industrie verdienen, welche sich in den größeren Städten angesiedelt hat. In den Randgebieten Anatoliens spielt, dank größerer Blei und Zink Lagerstätten, der Bergbau schon immer eine Rolle. Das reicht der Jugend jedoch nicht mehr zum Glücklichsein. Internet und TV verführen schnell zum Träumen. Die dementsprechend hohe Abwanderungsquote ist auch in Deutschland bekannt.


Konya, die damalige Hauptstadt der Rum- Seldschuken, ist eine der heiligsten Städte der Türkei. Dies ist dem heute als Museum genutzten Grab des Sufimystikers und Ordensgründers Rumi zu verdanken. Dieser fand hier, nach seiner Flucht aus Persien, eine neue Heimat. Über die Jahrhunderte wurde das von ihm gegründete Derwisch Kloster von seiner treuen Gefolgschaft immer weiter ausgebaut. Das Grab ihres ehemaligen Meisters Rumi wurde zur Pilgerstätte, welches von Touristen aus dem In- und Ausland gerne aufgesucht wird. Nach der Machtübernahme Attatürks wurde der Orden aufgelöst, das Mevlana Kloster in ein Museum umgewandelt. Für religiös wenig bewanderte Touristen, sind vor allem die tanzenden Derwische eine Attraktion, welche überregionale Bekanntheit erlangt haben. Diesen kann man regelmäßig im örtlichen Kulturzentrum bei einer Vorführung beiwohnen.


Die Nacht verbrachten wir am Obruk Hani. Der Name Obruk deutet auf eine geologische Besonderheit hin, nämlich einer Doline, welche mit unterirdischem Wasser gespeißt wird. Diese diente bereits in früheren Zeiten als Trinkwasserlieferant. Die Obruk Doline ist eine der größten der Gegend und misst zweihundert Meter im Durchmesser. Heute nisten in den Steilwänden viele Tauben, das Areal wurde sogar als Ramsar Schutzgebiet ausgewiesen. Offensichtlich hatten die seldschukischen Baumeister schon damals einen Sinn für Recycling. So wurden in den Hanen häufig Materialien eingefügt, welche in der Gegend gerade zur Verfügung standen. Das konnten eben auch byzantinische Schmuckbänder oder antike Säulen sein.


Frühstück gab es dann am berühmten Sultan Hani, dem größten der seldschuken Hane. Hasan, dem Kartenverkäufer, war es ein wichtiges Anliegen uns noch ein wenig persönlich durch die Räume zu führen. Dabei erklärte er uns die einzelnen Funktionen der Anlage sowie die Formensprache der Ornamente und ihre Bedeutung.


Das Agzikara Hani liegt im gleichnamigen Dorf. Hier waren auch noch die an das Han angegliederten Gebäude sowie das Hamam erkennbar.


Den Abschluss und damit den Start in die vulkanische Traumlandschaft Kappadokiens, bildete das Alay Hani. Direkt an der Hauptverbindungsroute Konya- Kayseri gelegen, wird es wohl von den meisten Reisenden im Vorbeifahren kaum wahrgenommen. Dabei stellt das Han eine Art Prototypen der seldschukischen Hane in Anatolien dar, ist es doch eines der ältesten seiner Art. Ebenfalls lässt sich hier gut die rekonstruierte Verschalung des Gebäudes erkennen. Zu Beginn der Restauration waren nur noch der okkerfarbenen Teile des Hans vorhanden.


Viel blieb von den seldschukischen Herrschern, welche von den Osmanen abgelößt wurden, leider nicht übrig. Das Vorhandensein der Hane deutet jedoch darauf hin, dass sie nicht nur große Baumeister mit einem Sinn für wirtschaftliche Strategien waren. Auch die Erschließung und Ausbeutung ihres ausgedehnten Reiches, welches vor knapp tausend Jahren bestand, war ihnen offensichtlich ein wichtiges Anliegen. Die Seidenstraße bildete dabei das Rückrat der Handelsströme, wobei die Hane deren stetigen Fluss sicherten.

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