Für Mustafa Kemal Atatürk, den allgegenwärtigen Vater der Nation, war Antalya die schönste Stadt der Welt. Die Altstadt wurde bereits in den siebziger Jahren unter Denkmalschutz gestellt und wird seitdem an allen Ecken und Enden konserviert. Dem türkischen Tourismusverband wird dies durch unzählige Instagram und Facebook Accounts gedankt, welche sich durch die Straßen treiben lassen und das perfekte Foto kreieren.
Für unseren Geschmack war es überall ein wenig zuviel Farbe und Glamour. Zuviel Postkartenstände, Kühlschrankmagnete und Souvenir Buden. Man spricht alle Sprachen der Welt, am wenigsten jedoch türkisch. Das machte sich auch an den Preisen bemerkbar.
Die unzähligen Bars und Kneipen lassen das Urlauberherz höher schlagen. Da bleibt auch die durstigste Kehle nicht trocken. Trotzdem schafft die Stadt einen Spagat zwischen Freihandelszone, Industriegebiet und Tourismushochburg zu meistern. In den Vororten der Viertelmillionenemetropole zeigt sie sich verblüffend grün und entspannt. Zwischen den unzähligen Parks und schön angelegten Promenaden kann man dem Großstadttrubel gut entkommen. Sportangebote und Fahrradwege machen es auch dem müdesten Muskel schwer sich nur zu entspannen.
Wir hatten wirklich Glück und haben einen der sechzig Regentage des Jahres erwischt. So wurde es uns bei der Sightseeingtour durch die Altstadt auch nie zu heiß.
Trotz dem Hype um Antalya ankern im historischen Hafen unterhalb der Klippen tatsächlich Fischer mit ihren Booten, flicken Netze und rauchen gemütlich ein Zigarettchen in der Sonne. Doch klar, an jeder Promenade heißt es auch sehen und gesehen werden.
Unterwegs ein kleiner Halt an der Brücke bei Aspendos, welche von den seldschukischen Herrschern auf alten römischen Fundamenten wiederaufgebaut wurde. Yüksel kommt vor allem zum Fischen gerne hierher. Für ihn bildet die Brücke dabei nur eine Kulisse.
Entlang unzähliger Ferienbunker mit eigenem Strand und täglichem Strandliegenkrieg fahren wir immer ostwärts dem Zentrum des Badetourismus entgegen. Rund ein fünftel aller Betten im Tourismussektor der Türkei befindet sich im Großraum zwischen Antalya und Alanya.
Alanya bildet das Herz des antiken Pamphyliens, was auch gleichzeitig bedeutet, dass wir die türkisfarbene lykische Küste hinter uns gelassen haben. Wir hoffen hier endlich eine der berüchtigten Teppichfabriken besuchen zu können oder uns kulinarisch mit Döner und türkischer Wurst fortbilden zu lassen. Ob hier Menschen auch außerhalb der Saison leben, können wir leider nicht erfragen, der wummernde Bass aus den Stranddiscotheken lässt jede Konversation im Keim ersticken. Mit unserem Luxusmobil fühlen wir uns zwischen all diesen Absteigen etwas deplatziert.
Oberhalb der Badestrände und dank Seilbahn auch für den Pauschalurlauber nicht zu anstrengend erreichbar, versteckt sich die Altstadt von Alanya. Auf einem Felssporn über der Stadt gelegen, befand sich dort das Herz der seldschukischen Stadt. Hier kann der, von der Sonne gepeinigte Tourist, auch ein wenig Kulturluft schnuppern.
So was nun, Antalya oder Alanya? Was das Wetter angeht war es wohl eindeutig. Ansonsten kommt es eben auf den Geschmack an. Die Küste zwischen den beiden Städten ist auf jeden Fall für den großen Ansturm vorbereitet und wartet mit allem auf, was man sich vorstellen kann. Was jeder daraus macht, bleibt einem selbst überlassen. Uns war zwar klar, dass wir auf dem Weg über die Seidenstraße noch einige dieser berühmten Stan- Länder bereisen müssten, das es aber dieses ominöse Weißwurstistan, welches uns hier begegnete gibt, überraschte uns ein wenig.
Jetzt gehts erstmal wieder ins Landesinnere, bevor dort der Schnee geschmolzen ist. Wir wollen doch schließlich auf den Vulkanen Schlitten fahren.
コメント